PRINCIPE VALIENTE "IN THIS LIGHT" VS. DATE AT MIDNIGHT "FADING INTO THIS GRACE": SEELENSCHMEICHELEI UND WELTSCHMERZRASEREI - UNTER.TON | MAGAZIN FÜR KLANG- UND SUBKULTUR

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PRINCIPE VALIENTE "IN THIS LIGHT" VS. DATE AT MIDNIGHT "FADING INTO THIS GRACE": SEELENSCHMEICHELEI UND WELTSCHMERZRASEREI

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Als Principe Valiente ihr erstes, selbstbetiteltes Album auf den Markt brachten, war eigentlich schon klar, dass diese schwedische Band nicht einfach eine weitere Post-Punk-Combo sein sollte, die sich abmüht, den Altheroen nachzueifern, um schlussendlich dem uninspirierten Epigonentum zu frönen. Dafür waren sie in allen Belangen viel zu eigenständig. Da ist zunächst einmal Sänger Fernando Honorato, gleichzeitig kreativer Kopf von Principe Valiente. Seine offene Stimme besitzt die Menge Pathos, die es benötigt, um den schwebenden, vom Shoegaze durchwirkten Wave-Songs auf Augenhöhe zu begegnen. In den Höhen kann Honoratos Stimme mit David Bowie vergleichen.

Und überhaupt: Principe Valiente verstehen sich einfach blendend auf eingängig mollschwangere Songs, die der Seele schmeicheln. Wie "She Never Returned" aus dem Zweitling "Choir Of Blessed Youth" von 2014, in denen sich die Gitarren- und Synthesizerklänge zu einer wuchtigen Wall off Sound vereinen, während Honorato den größtmögllichen Fatalismus in seine Intonation legt.

Zehn Jahre und eine Pandemie später hat sich das Gefüge der Band verändert. Keyboarderin Rebecka Johansson haut mittlerweile bei den Post-Punkern It's For Us in die Tasten und von Schlagzeuger Joakim Janthe verläuft sich die Spur. Mittlerweile ist nur noch Jimmy Ottosson mit von der Partie. Bedeutet das auch eine neue musikalische Ausrichtung von Principe Valiente? Nein! Denn schätzungsweise kann Fernando gar nicht anders als elegische Hymnen verfassen.

Dennoch ist "In This Light" ein bisschen anders geworden als die früheren Werke. Der Shoegaze wurde eingefangen, dafür entfaltet sich eine neue Helligkeit in den Principe-Kompositionen. Davon zeugte bereits die Vorabauskopplung "Something New" bei der das Duo ihre dream-poppige Schokoladenseite zum Besten gibt. Dennoch schwingt immer diese unerklärliche Traurigkeit des Seins in jeder Note mit. Sehr schön ist das bei "Abandoned Car" zu hören, in denen sich elegante Synthesizerlinien mit einem unaufgeregten, aber doch eindringlichen Gitarrenspiel vereinen und so eine triste 80er-Jahre-Stimmung heraufbeschwören, die manch einer Gruppe aus dieser Ära gut zu Gesicht gestanden hätte.

Dass Principe Valiente auch etwas druckvoller können, beweisen sie mit "Facing The Truth", das mit erdigem Schlagzeugspiel den Post-Punk-Moment voll auskostet. Insgesamt bleibt es aber eher gediegen und bei "All I Know" und "Self Control" sogar geadezu kuschelig ruhig. Dass "In This Light" wieder einmal die Erwartungen erfüllen würde, war eigentlich schon klar. Dass sie die Messlatte noch ein weiteres Mal nach oben zu scheiben vermochten, war nicht zu erwarten.

Ungefähr zur gleichen Zeit als Principe Valiente ins Leben gerufen wurden, kamen auch in Italien, genauer gesagt: in der ewigen Stadt Rom, vier Jungs zusammen, die ebenfalls Musik machen wollten wie ihre großen Helden Bauhaus, Joy Division und Sisters Of Mercy. Sänger Daniele De Angelis, Pasquale Vico (Bass und Synthesizer), Schlagzeuger Francesco Mignogna und Manuel Mazzenga (Gitarre und Synthesizer) haben sich im Laufe ihrer Karriere auch immer wieder hierzulande blicken lassen. Der große Erfolg blieb für Date At Midnight, wie das Gespann sich nennt, aber bislang aus.

Die Frage nach dem "warum?" ist müßig zu beantworten. Wichtiger ist die Tatsache, dass ihr neuestes Album "Fading Into This Grace" das Zeug besitzt, endlich den Bock umzustoßen und die Band zu größerer Akzeptanz zu verhelfen. Denn bereits der Opener "Rendez-vous" zeigt an, dass es das Quartett wirklich wissen will. Die peitschende Snare zieht eine großartige Gitarrenfigur nach sich, die A Flock Of Seagulls eingedenkt; die ganze Komposition bewgt sich zwar in tradierten Bahnen und abgesteckten Grenzen des 80s-Post-Punk, ist aber in seiner Prägnanz einfach großartig. Es wäre kein Wunder, wenn dieser Song sich auch in den Düsterclubs der Republik manifestieren könnte.

Ohnehin zündet Date At Midnight auf den ersten drei Stücken ihres Longplayers ein dunkelschimmerndes Feuerwerk ab. Auch "This Affection" und "Another Grace" gehören der Abteilung Attacke an und knüppeln sich ordentlich durch die Kompositionen. Ab "No Contact-Red Zone" verändert sich die Stimmung des Albums zusehend. Natürlich bleiben die Italiener weiterhin einer herrlich hoffnungslosen Musik verpflichtet, aber aus der anfänglichne Aggression entsteht eine fast schon mystische Verstiegenheit. "Camilla" gar ist fast schon Popmusik, nur ein bisschen dunkel angemalt.

Dass Date At Midnight die Klaviatur der Melancholie beherrschen und sie diese mal rasend, mal ätherisch (wunderbar auch der Abschluss "The Line", dessen Melodieführung ein bisschen an "Reach For The Stars" von Girls Under Glass erinnert) interpretieren, ist sicherlich das größte Pfund, mit dem sie wuchern können. "Fading Into This Grace" ist ein konservatives Album geworden, dass nicht das große Experiment wagt, sondern die Schönheit des Vorhandenen feiert. Die Freude an dieser Musik ist in jeder Note ihres Albums herauszuhören.

Der Post-Punk hat sein eigenes Revival mittlerweile überlebt und steht wieder stabil in der Musiklandschaft. Dafür sorgen eben auch Bands wie Principe Valiente und Date At Midnight, die sich dem Genre auf ganz unterschiedliche Art und Weise annähern. Letzten Endes eint sie aber das Wissen um die großen Melodien und einer nicht ganz unbedeutenden Prise Theatralik, um das Genre in seiner ganzen Pracht zu repräsentieren.

||TEXT: DANIEL DRESSLER | DATUM: 30.4.24 | KONTAKT | WEITER: FINN RONSDORF "FROM MIND WE ARISE">

Webseite:
www.principevaliente.com


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COVER © METROPOLIS RECORDS (PRINCIPE VALIENTE), MANIC DEPRESSION RECORDS (DATE AT MIDNIGHT)

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