Hauptmenü
Denkt man an zeitgenössische Geigenmusik, breitet sich vor dem geistigen Auge ein grausiges Schreckensszenario solch bogenschwingender Musik-
Dass es trotz dieser Irrungen und Wirrungen des modernen Musik-
Eigentlich sollte Matt viel mehr Menschen mit seiner Musik erreichen, als er es in den letzten Jahren vermutlich getan hat. Ihn als bisher ungekrönten König des Violin-
Zwischen Sieben und sein musikalisches Werkzeug passt, im wahrsten Sinne des Wortes, kein Blatt; im virtuosen Spiel scheint die Seele Matt Howdens immer wieder seinen Körper zu verlassen und vollkommen auf sein Instrument überzugehen, mit dem der eigenwillige Künstler vielschichtige Songs wie kleine Wunder generiert.
Der Mann aus Sheffield ist der krasse Gegenentwurf zum oberflächlich egomanen Proto-
Matt Howden ist ein Mensch, der gerne Musik macht – und sich nach all den Jahren noch immer wahnsinnig darüber freuen kann, wenn sich jemand für das begeistert,
Seine Person stellt der Mann, der Sieben ist, nur allzu gerne in den Hintergrund und lässt dafür lieber die Musik für sich sprechen: "As The Octaves Rise, Sound Become Light, I'm Struck Colour-
Auf seiner rastlosen Suche nach dem Besonderen im Klang fördert Matt Howden immer wieder neue, bisher ungekannte Pfade jenseits der großen, bekannten Wege der Instrumental-
Dieses Prinzip zieht sich wie ein roter Faden durch das Oeuvre des fidelen Fidlers, der mit ungebrochener Spielfreude, Lust und Energie bereits ganze elf Studioalben eingespielt hat.
Für zaghaftere Gemüter und schreckhafte Ohren bietet "No Less Than All" den deutlich leichteren Zugang zu Howdens erfreulich verschrobener Klangwelt.
Hier arbeitet der Künstler mit klar definierten Rock-
Das Album klingt gleichermaßen nach Roadmovie, Route 66 und tiefer Melancholie. Die dunklen Brauntöne des Covers, welche die undeutliche Silhouette eines Körpers im Zwielicht abbildet, intensivieren dieses Gefühl einer über alles erhabenen Tiefe: Hier wirkt alles angenehm schummrig und wenig konkret.
Man kann nicht einfach so zugreifen und passiv konsumieren. Musik ist keine Ware im Sieben-
So sind die meisten Anhänger seiner Kunst fernab des Mainstreams zu finden.
Auch der noch lebendige Teil der Gothic-
Nicht zuletzt zeugt die herrlich unspektakuläre, aber dafür umso wahrhaftigere Coverversion von Joy Divisions "Transmission", das der Brite selbst sein Herz an die kultivierte Hoffnungslosigkeit und Melancholie der Weltschmerz-
"No Less Than All" klingt, im Vergleich zu seinem deutlich experimenteller gehaltenen Nachfolger "Each Divine Spark", wie ein leises Zugeständnis an die weniger experimentierfreudige Hörerschaft. Vielleicht hat Matt Howden diesen Stimmungswechsel aber auch für seine eigene Seele gebracht, die untrennbar mit seinem Schaffen verbunden ist. Beiden Werke liegt jedenfalls ein ganz besonderer Zauber inne.
Das aktuelle Album verlässt gängige Songstrukturen und wurde auf die Quintessenz aus Matts Schaffen eingedampft. Wie das simple, aber dennoch ausdrucksstarke Cover: Auf schwarzem Grund ist ein Blitz zu sehen, an dessen Spitze ein Kerzenlicht flackert. Ein göttlicher Funke, der nur für den Augenblick besteht und mit diesem vergehen wird.Auf "Each Divine Spark" besteht das rhythmische Element nun mehr aus kunstvoll übereinander gelegten Loops, die der Violinist durch das Zupfen der Saiten generiert. Darüber lässt Matt Howden dann sein Instrument erklingen: Rein, unverfälscht und voller Poesie. Der große Unterschied zwischen "No Less Than All" und "Each Divine Spark" besteht vor allem im Auslassen von althergebrachten Strophe-
Geradezu exemplarisch für diese Technik: "All In Vain".
Beginnend mit einer einfachen Loop-
Auf "Each Divine Spark" lässt uns Matt Howden ohne Furcht in die tiefsten Tiefen seiner Gedanken blicken – von den allzu starren Regeln der Musikindustrie hat sich der Künstler längst befreit.
Nur darauf bedacht, die magische Stimmung des Moments einzufangen, wird Sieben zum Hohepriester seiner eigenen Kompositionen, der Zuhörer zum Besucher dieser intimen Messe.
Noch eine Spur unkonventioneller geht es übrigens mit dem aktuellen Projekt RASP zu, dass Matt Howden gemeinsam mit der Cellistin Jo Quail ins Leben gerufen hat. Das Besondere: Innerhalb von zwei Tagen haben die beiden Musiker ihr Album "Radiate Power Words" erdacht und aufgenommen, ohne noch einmal etwas daran zu ändern – unperfekte Perfektion.
Kein Zweifel: Matt lebt für seine Kunst, die er immer wieder neu für sich zu entdecken weiß. Dabei findet er zu ungewöhnlichen Kompositionen, die für den geneigten Hörer als eine Art Kabinett der Kuriositäten fungiert. Hinter jeder Ecke und Kante liegt eine klangliche Überraschung verborgen, die nur darauf wartet, entdeckt zu werden. Diese seltene Qualität schätzen nicht nur die Kollegen von Faun, die zu den musikalischen Kontakten des Briten zählen.
Es scheint nur konsequent, dass der leicht verschmitzt dreinblickende Brite seine Werke im Selbstverlag, ohne große Plattenfirma oder pompöses Marketing im Rücken, veröffentlicht. Wer sich für die Klangkunst von Sieben interessiert, wird in den Vertriebssystemen der gängigen Online-
In seiner Musik macht Matt Howden keine Kompromisse -
||TEXT: DANIEL DRESSLER / ANTJE BISSINGER | DATUM: 12.01.15 | KONTAKT | WEITER: MATT HOWDEN (RASP) IM INTERVIEW >
Website
www.matthowden.com
Weitere Links
Sieben auf Bandcamp
Matt Howden auf Bandcamp
Matt Howden/Sieben auf Facebook
COVER © REDROOM RECORDS; FOTOS © CHRIS SAUNDERS, ANDY WERNER (LIVE-
AKTUELLE REVIEWS AUF UNTER.TON
ANTON CORBIJN: "DEPECHE MODE LIVE IN BERLIN"-
BUCH: RÜDIGER ESCH "ELECTRI_CITY" ELEKTRONISCHE MUSIK AUS DÜSSELDORF
ROTERSAND: TRUTH IS FANATIC AGAIN
WELLE:ERDBALL: "ICH RETTE DICH"
BUCH: POSTPUNK PROJECT "SOME WEAR LEATHER, SOME WEAR LACE"
"GOTHIC FANTASY" KALENDER 2015
BUCH: URBEX-
EWIAN "GOOD OLD UNDERGROUND"
PROJECT PITCHFORK: "BLOOD"
<< HOME || UNTER.TON AUF FACEBOOK: FAN WERDEN -
Rechtlicher Hinweis: UNTER.TON setzt auf eine klare Schwarz-
© ||UNTER.TON|MAGAZIN FÜR KLANG-