ANTIAGE "APHRODISIAC ODYSSEY": GRENZEN? WAS FÜR GRENZEN?
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Der von der Zeitschrift Sonic Seducer jährlich ausgetragene Wettstreit "Battle Of The Bands", bei dem Kunstschaffende aus dem Alternative-Bereich die Chance auf einen Plattenvertrag erhalten, ist seit langem schon ein stabiler Gradmesser für die Qualität einer musikalischen Leistung, um es mal ganz trocken zu formulieren. Dieses Jahr ist es nun Antiage geworden, die, laut Gazette, mit großem Vorsprung den ersten Platz für sich ergattern konte.
Überraschend ist das indes nicht, denn ihr ins Rennen geschickter Song "No Sacrifice" dringt als geschmeidiger Bastard aus Pop, Industrial und EBM ohne große Umwege in die Gehörgänge ein, um sich dort erst einmal für lange Zeit festzubeißen. Doch der eigentliche Clou an der ganzen Geschichte ist, dass "No Sacrifice" nicht mal der markanteste Song von Antiage ist, geschweige denn, dass diese Nummer den stilistischen Fahrplan der Gruppe offenlegt.
Um so größer die Überraschung, wenn man sich "Aphrodisiac Odyssey" zu Gemüte führt. Bereits der Opener "All Flowers Dead" ist irgendwo zwischen atmosphärischem Synth-Wave und den elektronischen Linkin-Park-Balladen anzusiedeln, das nachfolgende "Serenade" shuffelt sich ordentlich einen ab und sorgt für einen dunkelfarbigen Glammoment. Schließlich treibt "Divine" die Pop-Ambitionen der Gruppe auf die Spitze.
Die Hälfte des Albums ist nicht mal erreicht, da wird einem klar: Da sind drei Jungs am Werk, die sich unbedingt ihre musikalische Freiheit bewahren wollen und dabei nicht zurückschrecken, ganz unkonventionelle Wege zu gehen und alles, was die Popgeschichte zu bieten hat, in einen Topf zu werfen. Am Ende kommt dann so etwas wie der Titelsong raus, der so ungefähr diametral der ganzen Platte gegenübersteht. Dominierte vorher gitarrenunterfütterte Elektronik, werden nun der Bombast-Rock von Queen und die angeschmirgelten Schmusesongs von Aerosmith oder Bon Jovi zitiert (Kaa Soleils außergewöhnlich kraftvolles Organ verleitet zu diesen Verweisen, besitzt er doch ein ähnliches Timbre wie Steven Tyler, John Bon Jovi oder dem leider viel zu früh verstorbenem Chester Bennington von den bereits genannten Linkin Park).
Dieses Kuschelrock-Dings haben Antiage übrigens richtig gut drauf. Das auf Piano und Orchester reduzierte "Don't let me sleep" sorgt im Finale für einen absoluten Gänsehautmoment, wenn Soleil mit voller Inbrunst den Refrain ins Mikro brüllt und die Streicher und Bläser langsam anschwillen. Hier wird Pathos und Dramatik in perfekten Dosen verabreicht und bilden einen gelungenen Abschluss. Ein erfrischend unverkrampftes Album einer Band, die man in Zukunft auf dem Schirm haben sollte.
||TEXT: DANIEL DRESSLER | DATUM: 02.06.23 | KONTAKT | WEITER: MEGA BOG "END OF EVERYTHING">
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