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HUBERT KAH "THE VERY BEST OF HUBERT KAH": AUFSTIEG UND FALL

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Da gibt es also das so genannte "Promi-Kochduell" - ein Fernsehformat, bei dem vier Menschen, die in irgendeiner mehr oder minder nachvollziehbaren Form in der Öffentlichkeit stehen, sich zur sonntäglichen Prime-Time gegenseitig bekochen und nebenbei ein bisschen aus ihrem Leben erzählen dürfen. Eines Tages tauchte in der illustren Runde plötzlich auch ein gewisser Hubert Kemmler auf – Modell komischer Kauz, latent spirituell und scheinbar vollkommen frei von jeglicher Selbstironie. Dass dieser Mann vor rund 30 Jahren als Hubert Kah die Neue Deutsche Welle, deutsche Spaßarmada schlechthin, mit angeführt hatte - davon blitzte im Kochspiel irgendwie nichts mehr durch. Nun gedenkt die vom DJ-Paar Blank & Jones begleitete "So80s"-Reihe dem Musiker, respektive der Gruppe, in Form einer umfassenden Best-Of-Zusammenstellung...

Besser hätten es Herr Kemmler und seine Mitstreiter Klaus Hirschberger und Markus Löhr damals nicht treffen können: Mit "Rosemarie" und "Sternenhimmel" gelang ihnen 1982 genau das, was heutzutage als Quintessenz der kommerzialisierten NDW zu bezeichnen ist. Gitarrenklänge, die entfernt an die Wurzeln deutschsprachiger, alternativer Rockmusik erinnern, ein bisschen Kaugummi-Elektronik und dazu belanglose bis dadaistische Liebeslyrik. Ihre Kunst bestand darin, sich dem Deutschen Schlager anzubiedern - um ihn dann für ihre Zwecke zu nutzen. Der Sänger selbst polarisierte durch seine Auftritte, die er wahlweise im Nachthemd oder in einer Zwangsjacke bestritt. Dass dieses Konstrukt aber nicht auf Ewigkeit ausgelegt war, wurde schon zwei Jahre später deutlich, als sich "Engel 07" zwar noch zum veritablen Hit mausern konnte, aber auch das künstlerische Korsett offenlegte, in das sich das Dreiergespann erfolgreich selbst eingeschnürt hatte.

Mitte der 80er ebbte die
NDW ab, viele Musiker und Gruppen wurden zum unerwünschten Strandgut der Popmusik, die nun wieder den englischen und amerikanischen Musikern hinterher eiferte. Nur wenigen Wellenreitern gelang der Absprung - darunter auch Kemmler und Co. Fortan sang man in Englisch und setzte bei den Produktionen auf aktuellste Technik. Das Ergebnis war 1986 "Limousine", der letzte Top-Ten-Hit in Deutschland. In den 90ern verlor sich Hubert Kah mit "Sailing" und "C'ést la vie" in schwülstig-spannungsarmem Elektro-Pop, der nicht zu Unrecht kaum Beachtung fand. Die umspannende Single-Kollektion, die wieder einmal behutsam vom DJ-Duo Blank & Jones neu abgemischt wurde, beleuchtet trotzdem auch dieses eher traurige Kapitel.

Einige Überraschungen gibt es dann aber doch, denn zugegebenermaßen war die Post-NDW-Epoche der Gruppe nicht von Grund auf schlecht. Das liegt sicherlich auch an Michel Cretu (Ex-Mann von Sandra, der ihr zu weltweitem Ruhm verhalf, während er selbst als Esoterik-Dance-Projekt Enigma Erfolge feiern konnte). Seine Melodieverliebtheit und die immer etwas verträumte Stimme Kemmlers harmonierten wunderbar miteinander. "Military Drums", "Welcome, Machine Gun" und vor allem das völlig vergessene, aber höchst süchtig machende "So Many People" praktizierten Popmusik in Reinkultur. Dass die großen Erfolge ausblieben, lag vielleicht auch daran, dass der Name Hubert Kah einfach nicht zum internationalen Songmaterial passen mochte. Zu stark waren die Eindrücke, die er zu Beginn seiner Karriere hinterlassen hatte. Außerdem herrschte großer Konkurrenzdruck: Der Sound des Projekts stand in direkter Verbindung zum Bombast-Pop von Alphaville und vor allem A-Ha.

Mittlerweile scheint sich der über 60-jährige Hubert Kemmler immer mehr von seiner Vergangenheit zu distanzieren. Beim besagten Kochwettbewerb, den der Musiker im Kreise seiner alten NDW-Kollegen (unter anderem Frl. Menke und Markus) absolvierte, schwelgten die Ex-Chartstürmer in Erinnerungen und brachten natürlich auch ihre alten Kompositionen zu Gehör. Alle tanzten und hatten Spaß – nur Hubert Kemmler nicht. Sinnierend, die Arme verschränkt, den Zeigefinger an die Unterlippe gelegt, hörte er seine eigene Musik an -
und wunderte sich, dass er so etwas in einem früheren Leben tatsächlich einmal erdacht haben sollte.

In Kürze wird der Sänger aus Reutlingen erneut im Privatfernsehen zu sehen sein: Als Container-Insasse für "Promi-Big-Brother". Das hätte es nicht gebraucht. Wir wollen daher von alledem nichts mehr wissen - und schauen mit Wehmut auf das Cover dieser Best-Of, auf dem die drei Mannen so abgebildet sind, wie wir Hubert Kah in Erinnerung behalten wollen: als stilsichere NDW-Popper.

|| TEXT: DANIEL DRESSLER // DATUM: 11.08.2014 ||| DEINE MEINUNG? MAIL SCHREIBEN! || WEITER: SAMPLER "HISTORY OF NDW" >>




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