DEINE LAKAIEN:"ES WÜRDE UNS FREUEN, DURCH UNSERE INTERPRETATIONEN DEM EINEN ODER ANDEREN MUSIKSTÜCK NEUE HÖRER ZU VERSCHAFFEN" - UNTER.TON | MAGAZIN FÜR KLANG- UND SUBKULTUR

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DEINE LAKAIEN:"ES WÜRDE UNS FREUEN, DURCH UNSERE INTERPRETATIONEN DEM EINEN ODER ANDEREN MUSIKSTÜCK NEUE HÖRER ZU VERSCHAFFEN"

Im Gespräch

Neue Veröffentlichungen des Avantgarde-Duos Deine Lakaien sind stets ein ganz besonderer Moment. Mit nachgerade schlafwandlerischer Sicherheit gelingen ihnen Werke für die Ewigkeit - und das nun schon seit rund 35 Jahren. Auf "Dual" nahmen sich Sänger Alexander Veljanov und Musiker Ernst Horn Kompositionen anderer Musiker aus ganz unterschiedlichen Dekaden und Epochen zur Brust. Doch damit nicht genug: sie stellten diesen Coverversionen eine zweite CD gegenüber mit eigenen Songs, die sich auf das neu interpretierte Liedgut beziehen. Ein spannendes Projekt, weswegen wir bei Alexander noch mal kurz nachgefragt haben.

Zunächst einmal: Was macht eine gute Coverversion Eurer Meinung nach aus?
Alexander: Sie sollte versuchen, die Qualitäten des Originals hervorzuheben, ohne zu imitieren, sondern in die eigene Klangwelt zu transportieren.

Habt ihr eine Lieblingsinterpretation, bei der ihr geneigt zu sagen seid, sie sei besser als das Original?
Nein. Denn es geht ja nicht darum, etwas zu verbessern, sondern zu interpretieren, in dem Sinne, daß das Original einen beflügelt, mit der eigenen Handschrift die Worte zum Klingen zu bringen. Es würde uns freuen, durch unsere Interpretationen dem einen oder anderen Musikstück neue Hörer zu verschaffen.

Nun habt ihr Euch für "Dual" zu einem besonderen Schritt entschlossen. Ihr habt nicht nur Songs neu interpretiert, sondern ausgehend von den Coverversionen Lieder geschrieben, die auf diesen Coverversionen basieren. Wie ist es zu dieser Idee gekommen?
Bei den ersten Gesprächen zum Thema, ob wir mal ein Coveralbum angehen wollen, kam es zu dieser Idee, das Projekt nicht auf’s Covern allein beschränken zu wollen, sondern es zu erweitern und zu sehen, inwieweit man durch die Arbeit an Neuinterpretationen zu ganz neuen, eigenen Stücken kommen kann.

Da muss man fast schon eine Gebrauchsanweisung für das Hören der Stücke beilegen. Sollen die Platten für sich angehört werden, oder parallel die Coverversion und die referierende Lakaien-Komposition danach?
Uns war es wichtig, dass beide Teile des Albums jeweils für sich alleine stehend funktionieren können. Es ist aber bestimmt auch spannend, die Songpaare nacheinander zu hören und zu suchen, wo und wie es zusammenpasst. Bei einigen Liedern ist dies sicherlich offensichtlicher zu hören, als bei anderen. Also, viel Vergnügen dabei!

Eure Auswahl der zu interpretierenden Stücke überrascht teilweise. Cat Stevens "Lady D'arbanville" erwartet man ebenso wenig wie Kansas' "Dust In The Wind". Was verbindet ihr mit diesen Liedern?
Wir hatten anfangs hundert und mehr Stücke lose zusammengesammelt. Eine wichtige Entscheidungshilfe war es, daß wir kein Album machen wollten, das unseren größten Helden huldigen sollte, sondern eher Songs und Lieder aus verschiedensten Genres und Zeiten vereint. Schließlich war natürlich für die Endauswahl auch entscheidend, was gesanglich selbstverständlich klingen würde. So kam es schließlich zu dieser Sammlung, die sich von der Mitte des 19.Jahrhunderts bis in die Jetztzeit erstreckt.

Kann man generell die Coverversionen als das Ernst-Horn-Alexander-Veljanov-Mixtape bezeichnen?

Nein, es ist einfach das Ergebnis aus einer wilden, grenzenlosen Auswahlmixtur. Alles Songs, die zu erarbeiten sehr viel Spaß gemacht und Überraschung bereitet hat.

Mit welchem Gefühl seid ihr an die Neuinterpretationen herangegangen? War da Ehrfurcht, Neugier oder gar der Wille zur absoluten Umdeutung mit im Spiel?
Respekt vor den Originalen und ihren Autoren/Interpreten, und auch der Wunsch, nicht zu ironisieren oder zu dekonstruieren. Aber auch die Vorgaben aus der ursprünglichen Ästhetik in unsere "Deine-Lakaien-Klangwelt" zu transportieren.

In welchem Verhältnis stehen Coverversion und Eigenkomposition zueinander? Vielleicht könnt ihr das anhand eines Beispiels verdeutlichen....
Das ist unterschiedlich, da sich einige Paare textlich/thematisch aufeinander beziehen (z.B. Brels Chanson und "Les Oiseaux"), andere wiederum musikalisch (Cans "Spoon" und unser "Sick Cinema"), aber auch beides, wo Textthema und Musikstil bzw. Soundästhetik weitergesponnen wurden (The Cures "The Walk" und das darauf beziehende "Run").

Nun haben wir ja noch Corona und das mit den Live-Auftritten gestaltet sich schwierig. Habt ihr aber dennoch schon Ideen, wie ihr dieses Album auf der Bühne performen werdet?
Wir hoffen, für die kommenden Konzerte eine gute Auswahl des DUAL-Albums, mit einigen älteren Stücken zusammenzubringen. Das Ganze mit Live-Elektronik und anderen Instrumenten.

Abschließend: Habt ihr vielleicht schon im Vorfeld Reaktionen von den Urhebern der Songs (so sie noch unter uns weilen) erhalten?

Nein, nichts bisher …


|| INTERVIEW: DANIEL DRESSLER | DATUM: 19.04.21 | KONTAKT | WEITER: A.A.WILLIAMS VS. DEINE LAKAIEN>

FOTOS © JOERG GROSSE-GELDERMANN

Webseite:
www.deine-lakaien.com

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                                                         © ||UNTER.TON|MAGAZIN FÜR KLANG- UND SUBKULTUR| IM NETZ SEIT 02/04/2014.||

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