KONTRAST: KLANGFORSCHER AUF EUROPAREISE - UNTER.TON | MAGAZIN FÜR KLANG- UND SUBKULTUR

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KONTRAST: KLANGFORSCHER AUF EUROPAREISE

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Mit ihrem "Einheitsschritt" nahmen die Elektroniker von Kontrast die Schwarze Szene einst genüsslich aufs Korn. Und obwohl so ein weißgetünchter Batcave-Veteran es in der Regel nicht sonderlich gerne sieht, wenn seine Lebens-Philosophie belächelt wird, konnten sich viele Düster-Romantiker bei diesem Lied ein diabolisches Schmunzeln nicht verkneifen. Der sarkastische Anti-Gruftie-Song mauserte sich folglich zum großen Club-Hit und wird in den gotischen Tanztempeln auch heute noch gerne gereicht, während es um die selbsternannten Scharfrichter des Schwarzen Humors ein wenig ruhiger geworden ist. Still, aber ganz bestimmt nicht leise haben die Jungs von Kontrast ihr neues Album "Balance" eingespielt – in kompletter Eigenregie, da sich noch kein Label für das formidable Neu-Material gefunden hat. Sind kritische Geister dieser Tage nicht mehr gefragt?

UNTER.TON sprach mit Sänger Roberto und seinen musikalischen Mit-Tüftlern Falko und Dirk über Mensch, Natur und Technik.

Könnt ihr noch den Einheitsschritt tanzen?

Um ehrlich zu sein, haben wir noch nie so richtig den Einheitsschritt getanzt. In Wahrheit geht man ja auch 3
Schritte vor und 4 zurück – und landet dann irgendwo ins Abseits oder an der Theke.

Wenn ihr in die Disco geht, gehört ihr dann eher zur Gruppe der Tanzwütigen oder beobachtet ihr das Treiben lieber aus sicherer Ferne?

Die Tanzwut hat in den letzten Jahren merklich nachgelassen; in unserem Alter muss sowieso jeder Schritt wohlüberlegt sein. Generell sind wir deutlich seltener in Clubs anzutreffen als noch vor 10 oder 15 Jahren.

Wisst ihr noch, zu welchem Song ihr erstmals in der Disco getanzt habt?

Dirk im Jahr 1986, zu "Spielverderber" von Inka. Bei Roberto war’s "Gonna Make You Sweat (Everybody Dance Now)" von C & C Music Factory. Das dürfte 1990 gewesen sein. Mann, ist das lange her!

Der "Einheitsschritt" hat Euch bekannt, aber auch ein bisschen zu einem One-Hit-Wonder in der Szene gemacht. Viele kennen nämlich nur dieses eine Lied von Kontrast (resp. ISECS). Welches Verhältnis habt ihr mittlerweile zu diesem Lied?

Nach wie vor haben wir dem Song viel zu verdanken – er ist und war Türöffner für viele schöne Begegnungen, Diskussionen und Konzerte in den vergangenen Jahren. Es gibt viele sehr gute Bands, die eben diesen einen Hit nie hatten und daher gar nicht beachtet werden. Textlich und musikalisch wird der "Einheitsschritt" immer aktuell bleiben. Und dass es letztlich bei diesem einen Hit geblieben ist, liegt vielleicht auch daran, dass wir zu einem bestimmten Zeitpunkt kein Interesse daran hatten, den Hype um diesen Song auszuschlachten und beispielsweise ein ganzes Album um diese Thematik zu stricken. Der Entstehung des Textes lag übrigens eine wenig positive Stimmung zugrunde, die in einen gewissen Zynismus mündete. Das Stilmittel der Ironie scheint seine Wirkung nicht verfehlt zu haben...

Nun seid ihr mit einem neuen Album namens "Balance" am Start. Wieso habt ihr Euch für dieses Stück als Titelsong entschieden?

Zum einen, weil wir der Meinung sind, dass "Balance" sowohl textlich als auch musikalisch einer der stärksten Songs der neuen Scheibe ist. Zum anderen unterstreicht der Begriff sehr gut den Grundcharakter des Albums: Wir haben eine ausgewogene Mischung an Songs, es ist sowohl für die Tanzfläche als auch für Fans von nachdenklichen Tönen etwas dabei - und natürlich darf der Kontrast-typische Humor nicht fehlen. Interessanterweise stand der Albumtitel schon fest, bevor es den Song überhaupt gab. Per Zufall haben wir uns an den gleichnamigen Kurzfilm von Christoph und Wolfgang Lauenstein aus den 80er Jahren erinnert, der uns damals sehr beeindruckt hat – sowohl von der Story, als auch von der gesamten Ästhetik her.

Wie liefen die Arbeiten zu "Balance" ab?

Die Produktion dieses Albums war insgesamt wesentlich entspannter als bei "Vision und Tradition", für das wir wahnsinnig viel experimentiert haben. Dadurch ist die Arbeit an den Songs ziemlich ausgeartet, weil wir innerhalb der Band unterschiedliche Vorstellungen vom Sound hatten. Das ging schon ziemlich an die Substanz! Damals haben wir bestimmt 30 Demos entworfen, die erst jetzt nach und nach bei den monatlichen Downloads auf unserer Facebook-Seite das Licht der Welt erblicken. Für das neue Album war die Prämisse hingegen, auf den Punkt zu kommen. Wir haben weniger, dafür aber deutlich kompaktere Stücke geschrieben. Der Song an sich steht wieder mehr im Vordergrund, nicht das tagelange Herumschrauben an einzelnen Sounds. So haben wir auch in unserer Arbeitsweise wieder eine deutlich bessere "Balance" gefunden.

Im Titelstück beschreibt ihr das Leben eines Menschen, der keine eigenen Entscheidungen trifft, sondern sich alles vorschreiben lässt. Habt ihr manchmal auch das Gefühl, zu stark fremdbestimmt zu sein?

Der Song basiert in der Tat auf eine Situation, in die wahrscheinlich jeder irgendwann mal gelangt: Lebe ich wirklich mein Leben, mache ich das, was mir wirklich Spaß macht – oder kennt mich keiner wirklich, weil sich hinter einer nach außen gelebten Rolle ein ganz anderer Mensch verbirgt? Die richtige "Balance" zu finden, ist verdammt schwierig. Letztlich ist es wichtig, den Moment zu genießen, seine Träume zu erfüllen und nicht alles zu verschieben, weil es vielleicht gerade nicht in die Lebensplanung passt. Das Wort beschreibt dabei sehr gut die Spannungsfelder, in denen sich jeder Mensch Tag für Tag befindet. Es gilt ja, viele Erwartungen zu erfüllen – sei es in der Partnerschaft oder im Job. Da wird ein "vorgezeichneter" Weg, den man gerne einschlägt, nicht selten zu einem "vorgeschriebenen", den man sehr gerne wieder verlassen würde. Wahrscheinlich ist das Bewusstsein darüber schon ein sehr wichtiger Schritt, denn nur auf diese Art und Weise stellt man sich überhaupt die Frage, ob man wie bisher weiterleben, oder etwas verändern möchte.
    
Ohnehin scheint Euer neues Album wesentlich melancholischer und weniger sarkastisch zu sein. Seit ihr im "Alter" etwas reflektierter geworden?

Wenn ja, dann ist das eher unbewusst geschehen. Die Stimmung, in der wir die neuen Songs geschrieben haben, war wesentlich entspannter als sonst. Viele Texte sind erst während unserer gemeinsamen Aufenthalte an der Nordsee entstanden – meistens saßen wir zum Brainstorming zu viert am Tisch, ehe sich Roberto dann zurückgezogen hat, um die Ideen auf Papier zu bringen. Sicherlich haben wir in den letzten Jahren eine Menge erlebt, sind als Persönlichkeiten gefestigter geworden und beschäftigen uns nicht mehr so viel mit der Szene wie früher, sondern eher mit alltäglichen Lebenssituationen.

Bei "John Maynard" und "Nothing As It Seems" erinnert ihr soundtechnisch stark an Covenant. Zufall oder Absicht?

Sehr gut herausgehört!! Beide Tracks kann man in der Tat als eine kleine Reminiszenz an Covenant verstehen, die für uns nach wie vor für uns eine herausragende Stellung in der elektronischen Musik-Szene einnehmen. Besonders die minimalistischen Sequenzer-Linien, oftmals mit grandiosen, chorartigen Pads untermalt, haben es uns angetan. Da wir schon immer hinter das Geheimnis dieser Sounds kommen wollten, hat Dirk über längere Zeit sämtliche Klangquellen durchforstet, viel experimentiert und an Instrumenten geschraubt. Als er den Code dann geknackt hatte, war es fast schon unausweichlich, selbst ein paar Stücke mit diesem typischen Flair einzuspielen. Generell hat die Zahl der Künstler, die wirklich für einen eigenen Sound stehen, in den letzten zwei Jahrzehnten merklich abgenommen. Genau aus diesem Grund erkennt man eine Band wie Covenant ja auch sofort wieder. Im Übrigen stößt man bei so einer "Klangforschung" auf interessante Dinge: So hat Dirk eine vorproduzierte Sequenz gefunden, aus der And One später einen ganzen Song gebastelt haben.

Meines Wissens nach ist "Nothing As It Seems" der erste Song, den ihr teilweise in englischer Sprache eingesungen habt. Was war der Grund dafür?

Der Text stammt ursprünglich aus der Feder unseres guten Freundes Christian, mit dem Dirk eine Zeit lang das Projekt Convenience betrieben hat. Neben deutschen Texten hat Christian auch englische Titel geschrieben. Da die Convenience-Sachen – abgesehen von einem Beitrag für den Orkus-Sampler – bisher nicht veröffentlicht wurden, haben wir uns dazu entschlossen, zwei Songs in die Kontrast-Welt zu übernehmen. Deshalb der englische Grund-Text von "Nothing As It Seems". An der Nordsee hat Roberto dann noch einen ergänzenden deutschen Part geschrieben. Das Wechselspiel der beiden Sprachen funktioniert erstaunlich gut, und durch den Gesang von Christian, der sich in der neuen Version ein Duett-Duell mit Roberto liefert, haben wir die Welten von Kontrast und Convenience aus unserer Sicht perfekt verbunden.

Welche Situation beschreibt ihr in "Am Fenster"?

Dirk hatte beim Komponieren immer wieder das Bild von einem alten, einsamen Mann vor Augen, der auf seinem Balkon im zehnten Stock einer Plattenbau-Siedlung steht, eine Karo-Zigarette raucht und "das Leben der Anderen" beobachtet. Er sieht in den Fenstern die Bilder seines eigenen gelebten Lebens – wohl auch mit der Erkenntnis, nirgendwo mehr dazuzugehören. Auf Basis dieser zunächst nur bildlichen Idee haben Roberto und Christian dann den Text ausformuliert. Auf unserem Youtube-Kanal gibt es übrigens auch ein Video zu dem Song
, das die morbide Grundstimmung sehr gut einfängt.

Inwieweit stand der gleichnamige Track von City Pate?

Eigentlich überhaupt nicht; das ist purer Zufall. Das ursprüngliche Demo hatte diverse Namen, aber am Ende war uns allen klar, dass "Am Fenster" der treffendste Titel für die Thematik ist. Natürlich stört uns diese Parallele nicht – und so haben wir die Version von "Am Fenster", die letztes Jahr auf unserer USB-Maxi „Liebe light“ erschienen ist, bewusst "City-Mix" getauft. Selbst das passt aber noch gut zum Inhalt des Songs, denn der alte Mann am Fenster wohnt ja in einer Großstadt-Hochhaussiedlung.

Besonders "Karussell" hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ein sehr melancholischer Song, der das Ende eines Karussellbetreibers beschreibt...

In der Kindheit gibt es eine Menge beeindruckender Sachen. Man sieht die Welt einerseits mit sehr offenen Augen, andererseits aber auch auf eine sehr naive Art und Weise. Hinzu kommt, dass es über die Jahre immer wieder Neuerungen gibt, die alte Errungenschaften in den Schatten stellen. Vor über 30 Jahren war das kleine Karussell, um das es in diesem Titel geht, noch etwas Besonderes - heute interessiert sich niemand mehr dafür. Auch der Betreiber hat am Fortschritt nicht teilgenommen und ist nicht nur stark gealtert, sondern auch verbittert, weil er mit ansehen muss, wie sein Lebenstraum immer mehr an Bedeutung verliert. Aus der Perspektive des Erzählers verblasst die Erinnerung an die Goldenen Zeiten des kleinen Karussels ebenfalls immer mehr.

Welche Rolle spielen die Themen Verlust und Abschied mittlerweile in Eurem Leben?

Ich denke, es ist die Konsequenz der Zeit, dass diese Aspekte des Lebens immer mehr in den Fokus treten. Ob man will oder nicht, man muss sich damit auseinandersetzen. Das spiegelt sich natürlich auch in der Musik von Kontrast wider. Es würde uns ja auch keiner mehr abnehmen, wenn wir noch immer über unsere erste Liebe und den damit verbundenen Herzschmerz singen würden.

Ungemein aktuell aus politischer Sicht ist dagegen der an Kraftwerk angelehnte Song "Europareise". Klingt fast so, als hättet ihr diesen Song während Eurer Tournee-Reisen geschrieben...

Roberto hat den Text tatsächlich kurz nach einer Urlaubsreise geschrieben, die ihn in seinem Auto durch halb Europa geführt hat: Freiburg, Zürich, Linz, Wien, Budapest, Bratislava, Prag... Musikalisch gesehen ist "Europareise" natürlich eine Verneigung vor den Herren aus Düsseldorf. Wir wollten schon immer mal ein Stück in der Tradition von "Autobahn" oder "Europa endlos" machen. Unser Song ist übrigens mit den Original-Sounds der 70er Jahre eingespielt. Man hört hier also hauptsächlich Moog, Korg und Oberheim; die Sounds sind alle selbst gebastelt. Eine tolle musikalische Erfahrung – und unser Respekt vor den (elektronischen) Musikern der damaligen Zeit ist noch einmal enorm gestiegen, denn so eine Arbeitsweise ist unheimlich mühevoll. Heutzutage kann jeder mit seinem Rechner und der entsprechenden Software sehr schnell Musik herstellen; leider hört man das oftmals auch.
Textlich war es bei dieser Vorlage dann nahezu unumgänglich, sich ebenfalls des europäischen Gedankens bzw. dem Phänomen der Mobilität anzunehmen. Wir haben hier bewusst sehr knappe, sprechblasenartige Worte gewählt – genau so, wie es auch Kraftwerk in ihren besten Jahren gemacht haben.

Euer Europa ist sehr romantisch gehalten. Die diesjährige Wahl für das Brüsseler Parlament zeigt jedoch ein etwas anderes Bild. Wie seht ihr die Entwicklung auf unserem Kontinent?

Die phänomenale Wahlbeteiligung in allen Ländern hat gezeigt, dass so etwas wie eine gemeinsame europäische Idee eigentlich nur auf dem Papier und nicht in den Köpfen der einfachen Bürger existiert - wohl auch, weil sie für viele ein Fantasiekonstrukt ohne wirklich bemerkbare Auswirkungen auf das eigene Leben ist. Die europäische Idee an sich könnte begeistern, die Realität ist aber oftmals ziemlich trocken. Wenn man ehrlich ist: Außer einer gemeinsamen Währung bei Urlaubsreisen und dem Wegfall der Grenzkontrollen merkt man persönlich nicht allzu viel davon. Selbst bei aktuellen Krisen, wie z.B. in der Ukraine, hat man nicht das Gefühl, dass da ein starkes Europa überzeugend agiert. Für unsere Songs waren politische Überlegungen allerdings vollkommen irrelevant. Uns geht es um dieses romantische, wohl schon nostalgisch verklärte Bild eines Kontinents ohne Grenzen, dessen schönste Orte man auf landschaftlich reizvollen Strecken in einem Fortbewegungsmittel der Gegenwart erreichen kann – in der Tat also um ein harmonisches, ausgewogenes Zusammenspiel von Mensch, Natur und Technik. Die Zeichnungen von Emil Schult, mit denen er 1974 das Kraftwerk-Album "Autobahn" illustriert hat, fangen diese Stimmung perfekt ein: auf Lebensadern der Moderne, die Richtung weist ein Sonnenstrahl.

Das neue Album ist fertig, allein, ihr habt noch kein Label. Wie sieht es denn da aus? Schon Angebote bekommen?

An dieser Front sieht es leider recht finster aus. Das hängt sicherlich damit zusammen, dass die Musikindustrie generell ziemlich am Boden liegt. Da wir gewisse Vorstellungen haben, in welcher Form unser neues Album zu erscheinen hat, geht es letztlich darum, wer das Risiko dieser Investition übernimmt. Wenn sich kein Partner findet, werden wir dies eben selber tun – nur wird sich der gesamte Prozess dadurch natürlich weiter verzögern, denn wir sind ja eine Band und eben keine Fotografen, Lithographen, Grafiker und so weiter. Was wir allerdings nicht nachvollziehen können, ist, dass wir von vielen Plattenfirmen, die wir angeschrieben hatten, noch nicht einmal eine Absage bekommen haben. Man kann doch wenigstens eine Mail schicken, dass man unser Material für nicht gut genug hält oder dass man glaubt, es werde sich nicht verkaufen. Sich gar nicht zu melden heißt aber wohl, dass sich nicht einmal jemand die Mühe gemacht hat, in die Songs hineinzuhören – und das ist ziemlich fahrlässig. Gerade in der angespannten wirtschaftlichen Situation sollte eigentlich jedes Label großes Interesse daran haben, ansprechende Künstler zu entdecken, bevor die Konkurrenz es tut.

Und woran liegt's?

Eine gute Frage, die wir uns nicht selten ebenfalls stellen. Prinzipiell hat sich der Geschmack der Szene im Laufe der Zeit schon verändert und somit auch die Bands: Es geht viel weniger um ein eigenständiges Klangbild als darum, "zu klingen wie ...". Und natürlich um knallige Selbstinszenierung. Die wenigen noch existierenden Independent-Labels tragen dem Rechnung, sind mittlerweile viel stärker den PR-Mechanismen unterworfen - und müssen um jeden Preis verkaufen, um überlebensfähig zu bleiben. Was in manchen Online-Radios derzeit läuft, ist nach unserem Geschmack – vorsichtig ausgedrückt – nur sehr bedingt interessant. Wenn es aber alle bekannten Schemata bedient, hat es offensichtlich Erfolg. Also werden die Presets angeschmissen – und so klingt man schon nach 10 Minuten wie die Gruppe, die man gerade nachahmen möchte.

Was klingt anders an Kontrast?

Für uns standen immer der Song und die Geschichte, die er erzählt, im Vordergrund. Danach richten sich dann auch die Sounds, die wir einsetzen. Aus diesem Grund kann man ein Kontrast-Album natürlich deutlich schwieriger vermarkten, denn es hört sich eben nicht an wie ein Abziehbild von irgendeiner bekannteren Band.

Immerhin existiert ihr nun schon 15 Jahre, rechnet man ISECS dazu. Welche erste Bilanz zieht ihr?

Im Grunde genommen haben wir schon unser 20jähriges Bestehen gefeiert, denn die ersten Demo-Tapes wurden schon 1992 eingespielt. Wir haben durch die Musik sehr viel erlebt, Freundschaften geschlossen und in Regionen von Deutschland gekommen, die wir sonst wohl nie gesehen hätten. Falko hat sogar seine Ehefrau durch die Musik kennengelernt! In dauerhafter Erinnerung bleiben sicherlich unser Auftritt beim WGT 2003, die lustige Tour mit Illuminate 2004 und die tolle Zusammenarbeit mit anderen Bands, wie z.B. Massiv in Mensch oder Uselesssense. Die Leute, die unsere Musik mögen, hören wirklich zu, sodass sich nicht selten gute Bekanntschaften und ein intensiver Mailverkehr entwickelt haben. Das freut uns natürlich sehr, denn es zeigt auch, dass wir mit unseren Songs durchaus die Emotionen anderer Menschen ansprechen.

Wie hat sich euer Leben in den letzten Jahren verändert? Ihr geht normalen Jobs nach, seid teilweise Familienväter. Welchen Stellenwert hat da die Musik?

Das ist eine sehr gute Frage. Wenn man abends von der Arbeit nach Hause kommt und Frau und Kinder warten, dann ist es natürlich deutlich schwieriger, Freiräume für die Musik zu schaffen, geschweige denn überhaupt noch kreativ zu sein. Dirk versucht beispielsweise, die Instrumente anzuschmeißen, wann immer es geht. Das ist ja auch eine wunderbare Form der Ablenkung und Entspannung. Umso wichtiger sind unsere jährlichen Nordsee-Sessions, bei denen wir intensiv an den Songs basteln können. Entscheidend ist halt, dass die ganze Sache nicht einschläft – deshalb muss es auch unterjährig immer wieder neue Ideen und Demos geben, mit denen Dirk alle anderen Kontrastler regelmäßig "nervt".

Haben Euch im „normalen“ Arbeitsalltag schon mal Leute auf Kontrast angesprochen?

Klar! Viele können gar nicht nachvollziehen, dass wir überhaupt noch arbeiten müssen, wo es unsere CDs doch sogar bei Amazon zu kaufen gibt. Irgendwie verbinden viele den Status eines Musikers mit Sex & Drugs & Rock 'n' Roll. Diese Illusion aufrecht zu erhalten, ist schon verdammt schwierig...

|| TEXT: DANIEL DRESSLER // DATUM: 19.06.2014 ||| DEINE MEINUNG? MAIL SCHREIBEN! || WEITER: INTERVIEW MIT JANUS >>



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