MESH "TOURING SKYWARD - <A TOUR MOVIE": MITTENDRIN, STATT NUR DABEI - UNTER.TON | MAGAZIN FÜR KLANG- UND SUBKULTUR

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MESH "TOURING SKYWARD - <A TOUR MOVIE": MITTENDRIN, STATT NUR DABEI

Zelluloid
Mesh ist ein Phänomen: Denn spätestens seit dem vor 20 Jahren veröffentlichten Album "Who Watches Over Me?" haben Mark Hockings und Richard Silverthorn, die beiden Gründungsmitglieder, die perfekte Mischung ihres Mesh-Sounds gefunden, den sie in den kommenden Jahren nur noch in Nuancen verändern mussten, um nicht eine Kopie ihrer selbst zu werden.

Und alles sprach seit dem, und spricht immer noch, dafür, dass Mesh eigentlich mehr Erfolg haben und im Mainstream reüssieren sollte. Doch es scheint so, dass es eher Zufälle sind, die einen zu dieser Band führen.

Der Autor dieser Zeilen hatte das Glück, die Gruppe durch seine damalige Arbeit für ein bereits eingestelltes Online-Magazin kennenzulernen. In einem anderen Beispiel hat eben jener Autor eine Studienkollegin das wunderbare Stücke "Can You Mend Hearts?" aus dem vielleicht besten Album "We Collide" von 2006 vorgespielt, worauf sie wiederum ihren ganzen Freundeskreis von dieser Band berichtete. Im Großen und Ganzen sind Mesh durch Mundpropaganda groß geworden.

Diesen Eindruck bekommt man auch durch die, für die üppig ausgestattete Blu-Ray- und CD-Box "Touring Skyward - A Tour Movie",  befragten Gäste vor dem Mesh-Konzert. Da wurde die Band als Vorgruppe von De/Vision entdekt oder als Tipp in Internetforen weitergereicht. Eine erfolgreich und professionel gerührte Werbetrommel wurde vor allem anfangs nicht gerührt. Was vielleicht auch nicht das schlechteste war, denn so waren Hockings und Silverthorn imstande, sich weiterhin auf ihre Musik zu konzentrieren, die sie ohne Druck von außen erschaffen konnten.

Und diese zeigt sich höchst eigenständig, obgleich viele immer noch eine starke Verbindung zu Depeche Mode sehen, was natürlich Quatsch ist. Wenn man den einen Vergleich bemühen möchte, dann haben Mark Hockings und Richard Silverthorn ähnliche Rollen wie Dave Gahan und Martin Gore (vor allem die höhere Zweitstimme Silverthorns - und auch ein bisschen seine blonden Haare - erinnern an den DM-Keyboarder).

Im Gegensatz zur leicht toxischen Gore-Gahan-Verbindung, bei der jeder auch immer seine künstlerischen Visionen durchzuboxen versucht, herrscht bei Mesh hingegen Harmonie. Und das seit Anbeginn, wie die beiden Musiker in den Backstage-Interviews erzählen.

Diese Momente sind es übrigens, die dem Zuschauer ein Tag im Leben einer Band näher bringen. Die Blu-Ray fängt nicht nur die offensichtlich erfolgreichen Konzerte in Hamburg und Königstein sehr gut ein (vor allem die auf den Punkt gesetzten Schnitte geben die Lebendigkeit der Gigs sehr gut wieder), sondern beleuchtet auch das Umfeld und gibt einige launige Einblicke in das Zusammenleben im Tourbus wieder (besonders schön: das in losgelöster Stimmung von allen Bandmitgliedern mitgegrölte "Some Girls" von Racey und "Daddy Cool" von Boney M)

Geradezu rührend ist Marks Versuch, die richtigen Worte für die Freundschaft zu Richard zu finden. Zwar fällt es ihm schwer, aber man merkt, dass beide Männer sich gegenseitig sehr schätzen, was sicherlich mit ein Grund sein dürfte, warum Mesh-Lieder kompositorisch perfekt wirken. Das blinde Verständnis zwischen den beiden Musikern ist unüberhörbar.

Der Titel der Blu-Ray hält, was er verspricht. Mesh haben ein "Tour-Movie" gedreht, das über die bloße und schnöde Ablichtung eines Konzertes hinausgeht. Auf mehreren Stunden wird versucht, das besondere dieser Synthie-Pop-Truppe auszumachen. Das fängt bei Hockings unverwechselbarem Organ an und endet bei der familiären Atmosphäre zwischen Musiker und Crew. Die Jungs sind "auf dem Boden geblieben", wie man so schön sagt. Das macht sie so grundsympathisch und umgänglich, wie auch der ganze Film den Zuschauer direkt in das einbezieht, was vor, während und nach dem Konzert passiert. Vor allem für Fans ein schönes Geschenk, und gerade jetzt, wähend der konzertarmen Corona-Zeit, ein kleiner wehmütiger Blick zurück - mit der Hoffnung auf das Wiedererleben solcher Ereignisse.

|| TEXT: DANIEL DRESSLER | DATUM: 01.02.22 | KONTAKT | WEITER: IM PROFIL: KURZ ANGESPIELT 2/22>

EXTRAS
Behind The Scenes, Fan-Interviews, Interviews, Tour Berichte, Bonus Interivew
LÄNGE
ca. 210 Minuten
SPRACHEN
Deutsch, Englisch
FSK
ohne Altersbeschränkung

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COVER © DEPENDENT

Website:
www.mesh.co.uk

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