NIGHT IN ATHENS "WASTED REFLEKTIONS" VS. KALTE NACHT "U R G E": WENN ES DUNKEL WIRD AUF DER AKROPOLIS - UNTER.TON | MAGAZIN FÜR KLANG- UND SUBKULTUR

Jetzt tauchen wir tief in die Musikgeschichte ein: Nikkie Van Lierop dürfte nur den eingefleischten Fans elektronischer Musik bekannt sein. Die belgische Musikerin wurde als "Queen of the New Beat" bezeichnet und war Sängerin bei den legendären Lords Of Acid. Vor allem ihre beschwörenden Gesänge, wie sie auf "Inner Light" von Phantasia (1991) zu hören sind, zählen immer noch zu den ausdrucksstärksten (und wurden im Laufe der 90er immer wieder von anderen Projekten gesampelt).

In Kombination mit einem hypnotisierenden, repetitiven Electro-Sound, wie er geradezu programmatisch im Titelsong abgespielt wird, kommen Erinnerungen an die frühen Tage der elektronischen Klangerzeugung wieder hoch. "Your Shadow" mit seinem bittersüß-sehnsüchtigen Sound setzt den Kontrapunkt zur lasiven Stimme, bei der man auch Anleihen am tonlosen und doch so überragenden gesang einer Amanda Lear denken muss.

Während Night In Athens aber gar nicht aus Athen kommt, wie es der Projekttitel uns weismachen will, sind Kalte Nacht tatsächlich aus selbiger Stadt. Und ihr energischer, vibrierender Post-Punk ist wie geschaffen für die Nächte in der griechischen Metropole - wenn man sich vor allem in den dunklen Hinterhöfen aufhält und nicht an den touristischen Orten.

Und wenn "Where The Deep Seas Meet" mit geflüsterten griechischen Worten beginnt, um anschließend in einen elegischen Sound überzugehen, der so schön wie eine Marmorstatue  ist, wird einem bewusst, dass hier keine Note aus Zufall den Weg in die Lieder gefunden hat. Kalte Nacht hat ihre Songs durchdacht, behutsam und gewissenhaft arrangiert und somit eine neue Welt erschaffen, die zwar immer noch im Post-Punk-Universum verhaftet ist, aber dennoch ziemlich solitär dasteht.