THE CALM GREY "NIEMALS GENUG": WEITER, IMMER WEITER!
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Das Ende kam plötzlich und vor allem für den Musiker aus heiterem Himmel. Zwar wickelte man das Projekt noch ordnungsgemäß ab, aber der Schrecken saß tief. Dies und einige private Rückschläge setzten dem Mann ziemlich zu. Dennoch besaß er die Kraft, mit The Calm Grey ein neues Kapitel in seiner musikalischen Laufbahn aufzuschlagen.
Die Entscheidung, mit Rio Black als Frontmann zu agieren, erweist sich dabei als brillante Entscheidung. Sein melancholisches Timbre unterstützt passgenau den trüben Sound, in dem sich natürlich viele 80er-Reminiszenzen tummeln. Die mit leichtem Detune versetzten Syntheiflächen in "New Moon (It's Much Too Hot)" lassen die alten Schwarzkittelgeister wieder aufleben. Man fühlt sich wie einst im Bochumer Zwischenfall, als eine Schar skurriler Menschen mit Vogelnestern auf den Kopf und gewagtem Make Up ihre Weltflucht einen ästhetischen Ausdruck verliehen.
Das gleiche gilt auch für "Mystery", bei dem Rio in einen verklärt hohen Gesang eintaucht, der einem Robert Smith (The Cure) zur Ehre gereichen würde. Vor allem aber schafft das Zweiergespann, ihren melancholischen Nummern eine Leichtigkeit zu verleihen, sodass "Niemals genug" einen dezenten Weltschmerz beim Hörer auslöst. Stark genug, um sich im Gemüt bemerkbar zu machen, aber niemals so dominant, dass er einem die Luft zum Atmen nimmt.
Verantwortlich dafür sind vor allem die Songs selbst, die bei aller tristen Ummantelung einen poppigen Kern in sich tragen. Deswegen funktioniert "Kälter als Du" wie ein Stück von The Psychedelic Furs, auch weil Rios angerautes Organ wie eine Hommage an Sänger Richard Butler anmutet. Das Stück ist zwar immer noch von der Räudigkeit des Depri-Punk geprägt, aber auch nicht darum verlegen, sich mit ihrem regional gefärbten Text (Essens Viehofer Platz wird erwähnt) und den anschmiegsamen Akkorden sowie dem akzentuierten Gitarrenspiel Rappsilbers als Dauermieter in unsere Gehörgänge einzunisten.
Die beiden Musiker haben ein gutes Gespür für den jeweils anderen, weswegen "Niemals genug" klingt, als wären hier Kumpels am Werk, die seit Dekaden miteinander jammen. Dass es aber notabene ihr Erstling ist, lässt die Vorfreude auf das, was da noch kommen mag, ins Unermessliche steigen. Für den Moment jedoch ergötzen wir uns an diesem Album, das in dem noch jungen Jahr ein erstes Highlight markiert. Und man verzeihe dieses offensichtliche Wortspiel: Von "niemals genug" kann man niemals genug bekommen.
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