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STARS CRUSADERS "NEW HORIZONS": TANZMUSIK FÜR TREKKIES

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Die Unendlichkeit des Weltraums: Dankbare Inspirationsquelle für Künstler unterschiedlichster Jahrhunderte und Provenienz.

Man denke nur an die Vertonung der "Planeten", jene berühmte Orchestersuite des Komponisten Gustav Holst, oder die herrlich kitschig-futuristischen US-Groschenromane aus den 1930er Jahren, die sogenannten Pulps.

Nicht zuletzt erreichte die Vorstellung von Raumfahrten mit Hyperspeedantrieb und das Antreffen extraterrestrischer Lebensformen durch Filmschaffende eine neue, konkrete Qualität.

Doch allen "Star-Wars"-Blockbustern zum Trotz, besitzen doch die hoffnungslos phantastischen und technikgläubigen Vorstellungen aus den Anfängen der Raumfahrt den größten Charme.


Diesen versucht aktuell auch das italienische Projekt Stars Crusaders einzufangen: Mit ihrem Debüt "New Horizons" docken sie genau an der Schnittstelle zwischen "Raumpatrouille Orion", "Captain Future" und "Wall:E" an; blicken also gleichzeitig nach vorne und zurück.


"New Horizons" bildet dabei die erste Episode einer übergreifenden Sci-Fi-Saga, die im Jahre 2514 angesiedelt ist.

Die Erde ist heillos überfüllt und ökologisch am Ende. Während das Gros der Menschheit auf dem ehemals Blauen Planeten vegetiert, lebt eine wohlhabende Elite im Orbit - auf der Suche nach Hydra, einem neuen, bewohnbaren Planeten.

Um aber Hydra zu erreichen, bedarf es einer speziellen Einheit: Den "Stars Crusaders", die durch Raum und Zeit reisen. Ihr Ziel ist das Auffinden dieses Planeten; von ihrer Mission hängt die Zukunft der gesamten Spezies Mensch ab. "New Horizons" erzählt von ihren Abenteuern.


So weit, so Science-Fiction.

Im Grunde genommen greift die Band den Urgedanken dieses Genres auf. Seit Anbeginn fungiert die Suche nach neuen Welten und unbekanntem Leben im All als Triebfeder für die Geschichten, die via Buch, Musik oder Film im Laufe der Zeit mannigfaltig variiert wurden.

Allerdings hat die Gegenwart die Zukunft längst eingeholt.

Dank computerbasierter Technik gehen uns utopisch bis dystopische Visionen spielend leicht von der Hand und wirken gleichzeitig beängstigend realitätsnah. Von dieser perfekt konstruierten Zukunftswirklichkeit verabschiedet sich das Synthie-Pop-Projekt aber schon zu Beginn.

Der "Prologue" führt den Hörer höchst unterhaltsam an den Startpunkt der Geschichte. Die mit starkem Akzent versehene und um einige Töne nach unten gepitchte Stimme erinnert sofort
an jene unheilvollen Erzähler aus dem Off, die sonst eher in zweitklassigen Horrorstreifen begegnen.

Hier schimmert bereits das naiv-trashige Moment des 50er-Jahre-Futurismus durch. Es soll sich über die gesamte Länge des Albums nicht mehr verlieren - und das ist gut so.


So beginnt auch "The Runner" mit den obligatorischen Funkgeräuschen und verzerrten Sprachfetzen, welche seit der Mondlandung anno 1969 zum typischen Klangbild der Raumfahrt avancierten. Auch hier zeigen sich Stars Crusaders im besten Sinne anachronistisch.

Was auf den ersten Blick so unbeschwert spielerisch daherkommt, entpuppt sich bei genauerem Hinhören als kluges Kalkül.

Das Trio, bestehend aus Fabio Furlan, Simone Fornare und Davide Gay, überließ bei ihrem Erstling nichts dem Zufall: Um ihre musikalischen Ideen zu verwirklichen, holten sie keinen Geringeren als Stefan Poiss ins Boot.

Der Chef von Mind.In.A.Box kennt sich in Sachen episch angelegten Alben natürlich bestens aus; seine Mitarbeit als Produzent hört man "New Horizons" deutlich an.


Besonders Stücke wie "Convex Vision" hantieren nicht ungeschickt mit den typisch bombastischen Sounds, die schließlich im Refrain explosionsartig ausbrechen.

Auch bei "Time Travellers" ist Stefans Handschrift in den schwebenden Keyboard-Sequenzen überdeutlich wahrnehmbar.

Doch aus den ätherischen Klangwolken lassen sich noch andere Einflüsse extrahieren.

Wer die Gruppen Colony 5 und Syrian kennt (letztere sogar Landsleute der Stars Crusaders), bekommt eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie der Erstling des südeuropäischen Dreiergespanns sich anhört.


Solche Vergleiche sollen aber keinesfalls negativ verstanden werden: Vielmehr stehen Stars Crusaders nicht nur am Anfang einer interessanten Raumfahrer-Story, sondern auch am Beginn einer möglicherweise erfolgreichen Karriere.

Die Zukunft steht allerdings in den Sternen, um im selbstgewählten Konzept zu bleiben, das hier nicht nur schlüssig und interessant präsentiert wird, sondern darüber hinaus auch sitzt wie ein maßgefertigter Astronauten-Helm.


Fazit: Wenn sich das Trio
mit den nächsten Longplayern auch musikalisch weiterentwickelt, können wir uns auf weitere spannende Episoden der "Stars Crusaders" freuen. Mi piace!

||TEXT: DANIEL DRESSLER | DATUM: 13.04.15 |  KONTAKT |  WEITER: REVIEW MIND.IN.A.BOX "MEMORIES" >




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Website
www.starscrusaders.com


COVER © WTII/Planetworks Entertainment.

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