REVOLUTIONS-POP: KLÄNGE DES WIDERSTANDS
In Frankreich führte sie im 18. Jahrhundert zum Sturz der absolutistischen Monarchie, in Russland beedete sie im frühen 20. Jahrhundert das Zarentum, und in Kuba dauert sie laut den Funktionären immer noch an: die Revolution. Auch in der Popmusik kommen solche aufrührerischen Gedanken regelmäßig auf, ganz aktuell bei Depeche Modes Single "Where's The Revolution?". Dieser Frage wollen wir Genüge leisten und sind auf zehn ganz unterschiedliche Stücke gekommen, die den Begriff auf ihre Weise definieren - mal ernst, mal komisch, mal skurril, mal resignierend.
PLATZ 10: THE REBELS & DAVID BOWIE "REVOLUTIONARY SONG" (1978)
Revolutionär ist an diesen Song eigentlich nichts. Vielleicht nur die Tatsache, dass ein so blitzgescheiter Künstler wie Bowie (selig) auch mal ordentlich ins Klo greifen konnte. Schuld an dieser Misere war der Streifen "Schöner Gigolo, armer Gigolo", bei dem der exaltierte Musiker auch die Hauptrolle spielte. Angekündigt als großes Drama mit einer Riege alternder Stars (Kim Novak, Curd Jürgens, Maria Schell - Marlene Dietrich hatte hier sogar ihren letzten Filmauftritt), geriet der Zweieinhalb-Stunden-Schinken von Regisseur David Hemmings (bekannt durch seine Rolle als Szenefotograf Thomas in "Blow Up" von 1966) zu einem einzigen Fiasko. Feuilletonisten bezeichneten "Schöner Gigolo, armer Gigolo", der den Werdegang eines jungen Adligen (Bowie) in der Zeit zwischen den Weltkriegen in Berlin beleuchtet, als konfus und belanglos. Geringe Zuschauerzahlen waren die Folge. Dass David als bedeutender Pop-Musiker natürlich auch etwas zum Soundtrack beisteuern sollte, lag auf der Hand. Allerdings schaffte er es auf "Revolutionary Song", einem zum Film passenden Brecht/Weill-Soundalike, nur zu uninspiriertem, dumpf aufgenommenem "Lalala" am Anfang und Ende. Ob er zu diesem Song genötigt wurde? Fast scheint es so. Schließlich wurde die Nummer bei Veröffentlichung der Platte zum Film den Rebels zugeschrieben. Der Text selber? Nun ja, wir leben alle unter der selben Sonne, wollen alle frei sein. Eine höchst idealisierte, geradezu glückseilg-hippieeske Vorstellung einer besseren Welt, vorgetragen von einer Mischung aus Shanty- und Donkosakenchor. Nimmt man Film und Song aber nicht so ernst, sorgt selbst Bowies Auf- und Fehltritt für heiteres Schmunzeln.
PLATZ 9: THE BEATLES "REVOLUTION 9" (1968)
Es war der Anfang vom Ende, und "Revolution 9" der dissonante Soundtrack dazu. Das legendäre "weiße Album" (eigentlich schlicht "The Beatles" betitelt) offenbarte einen zähen Machtkampf zwischen den einstigen "fab four". Dieser gipfelte darin, dass Yoko Ono, die neue Angetraute von John Lennon, darauf bestand, bei den Studioaufnahmen dabei zu sein, sehr zum Missfallen von Paul McCartney. Doch nicht nur das: Sie "komponierte" zusammen mit ihrem Liebsten und unter Beihilfe von George Harrison das Stück "Revolution 9". Ganz avantgarde, wie Frau Ono nun einmal ist, geriet auch dieses Stück zu einem kreativen Monstrum. Basierend auf den Outtakes des Songs "Revolution" baut sich das Stück über ein in Endlosschleife gesprochenes "Number Nine" geradezu surreal auf. Es ertönen Orchestereinschübe, ein Glas zersplittert, später dann Beifall, ein Kind weint und so weiter und so fort. Dazwischen verwoben: einzelne Gesangsspuren von "Revolution", aber auch anderen Beatles-Nummern. Insgesamt wirkt "Revolution 9" wie ein halluzinogener Drogentrip, ist in seiner Machart allerdings ein alter Hut - wenigstens in der klassischen Musik. Dort versuchte man bereits seit Kriegsende, die technischen Möglichkeiten von Tonbandschleifen auszuloten, was Beatles-Produzent George Martin und auch die Musiker selber für immer sehr reizvoll gehalten haben. Allerdings beschleunigte Onos Mitwirken den Verfallsprozess der Beatles, die zwei Jahre später dann tatsächlich Geschichte sein sollten. "Revolution 9" mit seinen dekonstruierten Versatzstücken inmitten eines Geräuschemeers, das weder Form noch Struktur zu kennen scheint, wirkt in der Retrospektive wie eine cassandrische Prophezeihung.
PLATZ 8: GENLOG "REVOLUTION" (1994)
Die zwei einschneidenden (und vielleicht auch letzten großen) Ereignisse in der Popmusik waren das Aufkommen von Grunge und Techno. Während die einen in speckigen Klamotten und strähnigen Haaren der ganzen Welt den verdreckten Stinkefinger zeigten, zuckten die anderen mit ihren Körpern zu rasenden Computerbeats und maschinellen Sounds. Begonnen als Untergrundbewegung im amerikanischen Detroit Anfang der 80er, wurde es rund 15 Jahre später zum kommerziellen Rave aufgeblasen, der aber immer noch genügend Subversion besaß. Dafür sorgten unter anderem die Menge junger und innovativer Musikproduzenten, die diese Szene auch als Spielweise für ihre eigene Entwicklung nutzten. Claus Pieper, Oliver Kuntzer und Ingo Kays sind solche Soundfrickler. Zusammengeschlossen unter dem Namen Genlog, produzierten sie einige Jahre leicht verqueren Techno mit belgischem Enschlag. "Mockmoon" zählt noch heute auf jedem Nostalgie-Rave zum guten Ton. "Revolution" brachten sie unter dem von WestBam gegründeten Label Low Spirit als EP heraus. Verzerrt und laut tönt es in Endlosschleife: "Never Stop This Revolution". Rasant setzt die Bass-Drum ein, das Sprachsample wird verhackstückelt, und die für Genlog typischen New-Beat-Passagen brechen sich Bahn. Dazwischen finden sich auch einige harmonische Trance-Parts. Ganz so. als wolle das Stück all die Facetten der revolutionären und unaufhaltsamen Techno-Bewegung aufzeigen. Gelungen ist ihnen zumindest ein wunderbares Stück Zeitgeist, als dieses Genre in der Mitte der 90er-Jahre scheinbar alle Regeln der Musik und auch des Musikbusiness zu sprengen vermochte - was letztendlich aber doch nicht der Fall war.
PLATZ 7: THE CLASH "REVOLUTION ROCK" (1979)
Schenkt man den ganzen schlauen Musikmagazinen Glauben, ist "London Calling" das ultimative super-duper-hastenichtgesehen-Rockalbum für jetzt und immerdar. Zumindest darf diese Scheibe auf keiner Beste-Platten-Ever-Rangliste fehlen. Zugegeben: Der Titelsong ist schon wirklich erste Sahne, aber auch "Revolution Rock" ist nicht zu verachten. Vor allem, weil es gar kein Rock ist, sondern amtlicher Ska, den die Jungs hier auftischen - stilecht mit einigen hübschen Bläsern, perkussivem Mittelteil und dubbigem Finale. Doch in vielerlei Hinsicht karikieren sie in diesem Song ihr eigenes Image. Schließlich galten The Clash als Aushängeschild des Punk, was Joe Strummer und seine Mannen nicht unbedingt sein wollten. So vermengten sie auf der Platte so ziemlich alle Stile, die ihnen vor die Finger kamen. "Revolution Rock" klingt dabei so nett und vergleichsweise entspannt, dass man hier eher genau das Gegenteil vermutet. Und wenn sie am Ende sich auch noch als Unterhaltungstruppe anpreisen, die für 15 Dollar am Tag alles spielen ("And Bongo Jazz a speciality"), ist das schon ein gezielter Tritt in die Weichteile all derer, die The Clash gerne als aufrührerische Chaoten-Combo mit sophistischem Einschlag sehen wollten. Nichtsdestotrotz geht es in "Revolution Rock" auch darum, sich global zu verbrüdern. "This Sound will mash up the nation" versprechen sie. Bei aller Ironie keimt dann doch das Fünkchen Hoffnung auf, dass Musik alle Menschen dieser Welt eint. Ein schöner Gedanke.
PLATZ 6: THE ADICTS "VIVA LA REVOLUTION" (1981)
Sie bezeichnen sich selbst als die langlebigste Punk-Band der Welt in Urbesetzung und sind noch immer auf Tournee. Tatsächlich existiert die Formation seit über 30 Jahren ohne Veränderung - von einigen Gastmusikern mal abgesehen. The Adicts zeichnen sich vor allem durch ihre Maskerade aus, die sie dem Film "A Clockwork Orange" von Stanley Kubrick entnommen haben. Mit Melone und weiß geschminktem Clownsgesichtern feierten sie 1981 die Revolution. Auf den ersten Blick ist dieses Stück tatsächlich eine Glorifizierung des musikalischen Widerstands. Die Punk-Akkorde sausen über den Hörer hinweg, und der Refrain eignet sich als formidabler Schlachtengesang. Auch die Zeile "Open your minds to a freedom of thoughts" scheint utopische Ideen endlich wahr werden zu lassen. Interessanterweise war Punk Anfang der 80er aber schon längst abgefrühstückt, weswegen "Viva La Revolution" keine gutgläubige Nummer, sondern genaue Beobachtung ist. Sänger Keith Warren weiß: Die Revolution frisst ihre eigenen Kinder. Wenn er zum Schluss "long live our hopes, long live the dream" intoniert, spricht das gerade gegen eine gelungene Zeitenwende. Denn ist das Ziel nicht, eben jene Träume zu verwirklichen? Und wenn es dann soweit ist und die Ziele errreicht worden sind? Ganz einfach: "Celebrate the victory now (...) this revolution won't be the last". Die Geschichte schreitet voran, und aus den einstigen Stürmern und Drängern werden Konservative. Die nächste Revolution startet dann eine neue Generation. Ein fortwährender Kampf.
PLATZ 5: DIE TOTEN HOSEN "VIVA LA REVOLUTION" (1996)
Same same but different. Auch wenn der Titel der gleiche ist, hat der Hosen-Song nicht mehr viel mit dem Adicts-Stück zu tun. Schließlich ist bei Campino und seinen Mannen die Revolution "leider auch nur Opium". Der Song klingt wie ein leicht melancholisch-desillusorischer Abschiedssong, quasi ein "Auld Lang Syne" für alle Altpunker, deren einstige Weltaufstandspläne nur noch jugendliche Spinnereien von gestern zu sein scheinen. Die Toten Hosen selbst nehmen sich hart ins Gericht. "Wir wollten diese Welt verändern und liefen erst mal zum Friseur" lautet eine sarkastische Zeile. Es geht eben nicht nur um eine bestimmte innere Haltung, sondern auch und vor allem um Attitüde und Aussehen. "Jeder glaubte an was anderes, weil keiner etwas verstand" fahren sie mit ihrer Beichte fort und entzaubern so den Mythos einer angeblichen konformen Gegenbewegung. Es ist ein bitterer Abgesang auf die einstigen Rebellen, die heuzutage auch nichts mehr anderes machen, als zwischen CDU und SPD, RTL und ZDF oder Pepsi und Coke zuwählen. "Der alte Marx wäre sicherlich stolz auf unseren heiligen Krieg", so der zynische Campino-Kommentar. Aber es ist die nur allzu harte Realität vieler ehemaligen Kämpfer, mit dem uns der Hosen-Sänger konfrontiert. All jene, die als Jugendliche Che Guevara T-Shirts trugen und vom autonomen Kommunenleben träumten, fristen heutzutage ein Allerweltsdasein, Marken-Anzüge sowie schicker Meitswohnung oder idyllischem Eigenheim inklusive. Bei den Hosen dürfte es mittlerweile auch nicht mehr anders sein.
PLATZ 4: FROZEN PLASMA "TANZ DIE REVOLUTION" (2008)
Auf den ersten Blick scheint sich beim deutsch-schweizerischen Projekt Frozen Plasma tatsächlich etwas zu bewegen - und es sind nicht nur die Beine. "Tanz die Revolution" vermittelt dieses Gefühl von Aufbruch und Neuordnung. Das große "aber" folgt standepede. Hier scheint nämlich nicht alles so "anti" zu sein. Das Duo hat ihren veritablen Clubhit mit einigen Widerhakten versehen, damit er nicht ganz rundgelutscht durch das Hirn kugelt. Zunächst baut sich die Nummer über massive Beats, schneidende Basslinien und metallische Melodien zum Future-Pop-Track erster Güteklasse auf. In der ersten Strophen richtet sie den Blick auf die junge, konsumorientierte Generation, die außer "Stylingkriege" keine anderen Probleme kennt, sich aber langsam ihrer Situation bewusst wird. Der zweite Absatz blickt auf die "Meinungsmacher", die Werbe- und Medienmenschen, die aufgrund ihrer Analysen schon an den Begehrlichkeiten von morgen tüfteln. "Es ist Zeit für eine Rebellion", resümiert Sänger Felix Marc. Doch diese findet nur auf den Tanzboden statt. Die hoffnungsvolle Zukunft genießt jetzt noch den spätrömisch-dekadenten Lebenswandel. "Wir sind jung und promiskuitiv", heißt es hier, "unser Leben ein riesiger Freizeitpark" definiert sich das Rebellen-Rudel an anderer Stelle. Es ist ein Stück weit auch die Geschichte der Schwarzen Szene, die in "Tanz die Revolution" anklingt und zu der Frozen Plasma zählt. Denn gerne sehen sich die Gothics als wichtige kulturelle Gegenbewegung, die sich allerdings letzten Endes auch nur aus Oberflächlichkeiten zusammensetzt. Ein bisschen Einheitsschritt in den Diskotheken ist zwar schön und gut, aber die Welt erschüttert es nicht. Genau das führt uns "Tanz die Revolution" deutlich vor die kajalgeschwärzten Augen.
PLATZ 3: T.REX "CHILDREN OF THE REVOLUTION" (1972)
In vielen Pop-Geschichtsbüchern taucht ein Ereignis auf, das als Geburtsstunde des Glam-Rock angesehen wird: Als 1971 T.Rex erstmals bei "Top Of The Pops" auftraten, erschien ihr charismatischer Frontmann Marc Bolan mit aufgeklebten Glitzersternchen unter den Augen. Das reichte bereits aus, um in England als in neues Teeniesymbol zu fungieren und der Musikwelt ein neues Genre zu bescheren. Kritiker sahen im Glam-Rock allerdings eine seichte, auf absoluten Kommerz ausgerichtete Jugendbespaßung. Damit machten sie es sich zu einfach. "Children Of The Revolution" ist das beste Beispiel dafür. Die anschleichende Akkordfolge und der zähflüssige Rhythmus klingen wie das Erwachen einer neuen Generation, die sich nicht mehr an der Nase herunführen lässt. "You won't fool the children of the revolution" ertönt es denn auch samt hohem Chor im Refrain. Nicht ganz eindeutig ist die Haltung Bolans dazu. Wenn er aufreizend überheblich "I drive a Rolls Royce, 'cause it's good for my voice" in der zweiten Strophe singt, könnte er entweder seine aufgeblasenen, schwerreichen Prog-Rock-Kollegen damit durch den Kakao ziehen oder auch seine Fans selbst, die ihm in rebellischer Gutglaubigkeit ein kommodes Leben durch die Plattenkäufe ermöglichen. Führt Bolan sie entgegen dem Refrain also doch an der Nase herum, die Kinder der Revolution? Was für den Musiker, der gerade einmal 29 Jahre alt wurde, spricht: Bolan ist ein großer Freund musikalischer Neuerungen. Beispielsweise nahm er die Punk-Combo The Damned als Vorgruppe mit auf seine Tournee. So betrachtet, ist "Children Of The Revolution" tatsächlich der Soundtrack zum Vorabend einer neuen, einschneidenden Jugendbewegung. Und nicht wenige Punk-Rocker hatten T.Rex und andere Glam-Bands zum Vorbild.
PLATZ 2: GIL SCOTT-HERON "THE REVOLUTION WILL NOT BE TELEVISED" (1971)
Auch wenn die Rassentrennung anno 1971 auf dem Papier abgeschafft wurde, existierte sie natürlich weiterhin in den Vereinigten Staaten (eigentlich bis heute, muss man ehrlicherweise sagen - da half auch kein Präsident Obama). Ein Zustand, der den afroamerikanischen Künstler Gil Scott-Heron auf die Palme brachte. Aber "The Revolution Will Not Be Televised" war keine hasserfüllte Abrechnung mit einer weißen Oberschicht, sondern ein Wachrütteln der Unterdrückten, die ihr Leben im Medien- und auch Drogenkonsum verplempern. "You will not be able to plug in, turn on and cop out. You will not be able to lose yourself on skag and skip out for beer during commercials". Unter einem minimal arrangierten Easy-Listening-Soundbett aus Funkbässen und jazzigen Percussions sowie eingestreuten Flötenparts richtet sich Scott-Heron an die farbigen Mitbürger, die endlich aus dem Tran kommen müssen, um an der Situation etwas zu ändern. In bester HipHop-Manier (der Song gilt gemeinhin als Vorläufer des Rap) zählt Gil auf, was die Revolution nicht ist - und verwebt in schneller Reihenfolge Werbeslogans, Firmen, Fernsehsendungen sowie zu der Zeit berühmte Persönlichkeiten aus Film und Politik. Am Ende die hoffnungsvolle Conclusio: "The revolution will be live". Er zeichnet schonungslos einen Status Quo der amerikanischen Gesellschaft, die seit der Ermordung von Martin Luther King drei jahre zuvor die Lichtgestalt der Bürgerrechtsbewegung verloren hatte und seitdem wenig fokussiert agierte. Das war Gil wichtig: Ihm ging es darum, das Bewusstsein für Ungerechtigkeiten zu schärfen, nicht um irgendwelche Straßenschlachten mit der Polizei.
PLATZ 1: TRACY CHAPMAN "TALKIN' 'BOUT A REVOLUTION" (1988)
Sie kam zur rechten Zeit und wurde durch ein bisschen Schicksalsroulette zur Ikone einer neuen Songwriter-Generation. Denn dank eines nicht auffindbaren Background-Tapes musste Stevie Wonder seinen penibel geplanten Auftritt beim legendären "Nelson Mandela 70th Birthday Tribute Concert" im Londoner Wembley-Stadion abbrechen. Spontan trat Chapman, die bereits ihren Auftritt absolviert hat, noch einmal auf die Bühne, um ihre Songs über die täglichen Nöte und Ungerechtigkeiten vorzutragen - bewaffnet nur mit einer Akustikgitarre. Die zurückhaltende Art Chapmans intensiviert das Gefühl von "Talkin' 'bout A Revolution", in dem es heißt, dass die Revolution sich "wie ein Flüstern" anhört. Sie besingt die Arbeitslosen, die auf eine Anstellung in Jobcentern warten, und die mittellosen Menschen vor der Armenküche. Chapman beweint sie aber nicht, sondern beobachtet und zieht daraus ihre Schlüsse: "Poor people gonna rise up and get their share (...) you better run, run, run (...)" lautet die Warnung an die Obrigen, die nur allzuoft die Schwächsten eines Staates vergessen. Eine Revolution beginnt eben nie mit einem Paukenschlag, sondern stets im kleinen. Und wenn dieser Kieselstein der Unzufriedenheit einmal ins Rollen gerät, beginnt die große Umwälzung. "The tables are turning", zu deutsch etwa: der Spieß dreht sich um. Die Musikerin aus Cleveland, Ohio war und ist seitdem das Gewissen des "American Dream". Fast 30 Jahre nach Veröffentlichung der Single taucht dieses Stück immer noch auf, zuletzt als Untermalung für die Auftritte des demokratischen Wahlkampfkandidaten Bernie Sanders, der im inerparteilichen Wettkampf gegen Hillary Clinton verlor.
||TEXT: DANIEL DRESSLER |DATUM: 18.02.17 | KONTAKT |WEITER: WAS MACHT EIGENTLICH T.O.Y.? >
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