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TANYC "TANYC": AUFREGEND UNAUFGEREGT

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"Be honest to yourself and dream on". Diese Erkenntnis aus dem Song "Honest" fasst Tanycs Selbstverständnis als Künstlerin perfekt zusammen. Die aus Tirol stammende Sängerin, die bürgerlich Carmen Tannich heißt, zeigt sich auf ihrem neuesten Werk von allen Zwängen und Fesseln befreit und findet die Stärke, ihre überbordenden Ideen von adultem Pop in die Tat umzusetzen.

Das bedeutet in diesem Fall vor allem eine Hinwendung zu intensiv emotionalen Momenten, die sich von jeglicher Hektik oder etwaigen effektbeladenen Produktionsmonstern distanzieren und vor allem Tanycs samtweichen, intensiven Gesang zur Geltung bringt. Vor allem die überlagerten Stimmen, die im A-Capella-Finale "Over And Over" einen starken Gospelcharakter ausformulieren, bringen Tanycs stimmliche Strahlkraft und ihr Faible für chorale Gesänge zum Vorschein.

Ihre eigene musikalische Historie indes findet sich in Stücken wie "This Dream" oder "Shoot": gitarrenlastiger Komfortzonen-Pop, der sich sogar fast bis in Country-Rock-Gefilde vorwagt. Hier, wie auch im superentspannten "Smile", werden Erinnerungen an das Projekt CAMA, das Carmen zusammen mit Matthi Kadoff ins Leben gerufen hat, wach. In ihrem Hematland sorgte sie weiland mit der Single "In This Life" für einen kleinen Überraschungshit gesorgt, der regelmäßig im heimischen Radio zu hören war.

Das war 2008. Seitdem ist viel passiert. Carmen hat sich sowohl als Musikerin, als auch als Frau weiterntwickelt. "Tanyc" bildet eine Momentaufnahme dieser Reise, ein erster, sehr hörenswerter Meilenstein. Die Leichtigkeit und die Freude an der Klangkunst hat sie seit CAMA nicht verloren, ihr Zugang ist aber ein anderer, eben erwachsenerer. So wird das aktuelle Werk mit "Faster" eröffnet, das eine neue Facette der Künstlerin zeigt. Perlende Elektronik und klassische Instrumentierungen überkreuzen sich und eröffnen dem Hörer eine wunderbare Club-After-Hour-Atmosphäre - nicht nur hier, sondern auch in anderen Nummern.


Und dann sind da Stücke wie "Hide Away", die mit einer wohldosierten Portion Pathos Tanyc als große Chanteuse ausweisen. Geradezu düster, mit einer Soundästhetik zwischen Massive Attack und Depeche Mode, geht es bei "Again" zu. Ein tonnenschwer schleppender Rhythmus und waberndes Bassspiel bilden die Basis für das fatalistische Sounddesign, das übrigens gesondert gelobt werden muss. Denn bei aller Glattheit ist "Tanyc" kein Werk, das einfach nur so durchgehört werden kann. Dafür schlägt es nämlich zu viele stilistische Haken, so dass man als Hörer gebannt das nächste Stück erwartet, darauf harrend, in welche klangliche Gefilde sich die sympathische Musikerin dieses Mal begibt.

Der Hauptcharakterzug von "Tanyc" jedoch ist ihre Unaufgeregtheit. Die Österreicherin singt intensiv, vermeidet aber enervierende Girlanden und Ausschmückungen der Töne. Ihre gradlinige, punktgenaue Phrasierung gibt den Stücken - und letztendlich auch dem geneigten Publikum - die nötige Erdung. Gerade in diesen Zeiten, in denen wir von einer medialen Hysterie zur anderen blicken und zwischen Pandemieangst, Lockerungsmarathon und dergleichen gesellschaftlichen Diskursen mehr versuchen, unsere verlorene Mitte wiederzufinden, wirkt das Album so, als hätte es die Antworten für unsere Fragen parat. "Tanyc" ist aufregend unaufregend, ein klanglicher Fels in der Brandung, an den man sich anlehnen kann, um ehrlich zu sich selbst zu sein und weiter zu träumen.

||TEXT: DANIEL DRESSLER | DATUM: 16.07.21 | KONTAKT | WEITER: KURZ ANGESPIELT 12/21>

Webseite:
www.tanyc-music.com

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