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"1979 - REVOLT INTO STYLE": (SCH)WELLENREITER

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Befragt man Menschen, die ihre Kinder- und Jugendzeit in den 1980ern absolviert haben, nach der Besonderheit dieser Dekade, wird nicht selten die unglaubliche Stilvielfalt betont. Kaum ein anderes Jahrzehnt vereinte in ihren Hitparaden so viele verschiedene musikalische Spielarten. Da findet sich knalliger Kaugummi-Pop neben jazzig angehauchten Yuppie-Sounds, da treffen schummrige Endzeit-Grufties auf dauergewellte Langhaar-Rocker. Und irgendwo brüllt immer noch einer in der Ecke "Anarchy In The UK" rum, aber den nehmen die anderen schon nicht mehr ernst.

Aber ihm, beziehungsweise dem Punk, ist es bekanntermaßen zu verdanken, dass die 80er zu dem wurden, was sie sind: ein popgeschichtlich selbstreferentielles Jahrzehnt, das in seiner Vielschichtigkeit und Phantasiefülle kaum zu toppen ist. Los ging es aber bereits ein Jahr zuvor: 1979 markiert eine deutliche Zeitenwende, in der sich der Punk überlebt hat, die kommenden Stile aber noch nicht vollends ausgereift waren.

Passender dürfte der Name dieser üppigen Drei-CD-Box daher nicht sein: "Revolt Into Style". Gleichzeitig ein Titel der eher unter dem Radar befindlichen Billie Nelson's Red Noise, umreißt er ziemlich genau, worum es geht: Nachdem die Pop-Anarchisten alles in Grund und Boden gehauen haben, galt es nun, eine neue Ordnung aufzubauen.

Je nach Gusto fielen die Ideen dazu ganz unterschiedlich aus: Während Gary Numan und seine Tubeway Army (vertreten mit ihrem superben Stück "Me, I Disconnect From You") und The Human League ("Empire State Human") sich in die Maschinen-Musik flüchteten, entdeckten Joy Division mit "Disorder" und Siouxsie & The Banshees mit "The Staircase (Mystery)" den schwarz angestrichenen Endklang für sich. Und dann finden sich mit The Clash, Public Image Ltd., The Jam oder The Ruts jene Bands, deren Sozialisation unüberhörbar der Punk ist, deren Energie und Fingerfertigkeit für den Schrabbel-Sound aber viel zu überqualifiziert war.

Vor allem ist 1979 jedoch ein Jahr angehender Achtziger-Popstars, deren Werdegang man aber damals sicherlich so nicht erwartet hätte. Zwar ist "Kid" von den Pretenders allein durch Chrissie Hyndes Stimme ein Hinhörer. Dass sie aber mal mit einem Song wie "Don't Get Me Wrong" rund acht Jahre später die Hitparaden stürmen sollte, gehört zu den wunderbaren Geschichten dieser Zeit, wie auch jene von Adam & The Ants, die mit ihrem Fantasie-Piratenlook und Stücken wie "Stand And Deliver" und "Goody Two Shoes" Wave-Meilenseine geschaffen haben. Auf "Revolt Into Style" sind sie mit "Whip In My Valise" zu hören, das noch wesentlich kantiger und auch ein bisschen kinky klingt.

Der von Cherry Red kuratierte Sampler zeigt einmal mehr, wie mittels Leidenschaft und passionierter Hingabe für die (Untergrund)Musik ein spannendes Jahr dokumentiert wird. Alle diese Songs sind rein chartstechnisch eher im unteren Bereich anzusiedeln. Zu dieser Zeit haben nämlich noch diverse Alt-Hippies und Disko-Könige das Hitparadenzepter geschwungen. Doch dafür sind Stücke wie XTCs "Making Plans For Nigel" oder "Here Comes The Summer" von The Undertones zeitlos und auch heute noch von bestechender Qualität. Wohl dem, der diese Zeit leibhaftig miterlebt hat.

||TEXT: DANIEL DRESSLER | DATUM: 25.01.22 | KONTAKT | WEITER: IM GESPRÄCH - ECKI STIEG>

Webseite:
www.cherryred.co.uk

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COVER © CHERRY RED RECORDS/ROUGH TRADE

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