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Es war eine konsequente, wenngleich schmerzhafte Entscheidung für Volker Lutz, sein Projekt T.O.Y. vor rund 14 Jahren ad acta zu legen. Zu groß waren die Verluste durch illegale Downloads, sodass dieses Synthie-
Seit längerer Zeit tut sich ja wieder etwas im Hause T.O.Y., wobei Euer letztes Album "White Lights" fast 14 Jahre zurück liegt. Was ist in dieser ganzen Zeit passiert?
Volker: Alles an dieser Stelle aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Aber es ist schon viel geschehen. Zuerst haben wir uns bewusst aus der Musik zurückgezogen, weil es einfach nur noch deprimierend war mitanzusehen, wie der ganze Musik-
Oliver: Ich habe ja seit jeher als Cutter und Motion Designer, und später auch als Social Media Manager, gearbeitet. Die Musik und die Band waren da eher ein aufregendes und auch zeitintensives Hobby. Andere sammeln Briefmarken oder bauen Modellflugzeuge. Musik war da definitiv spannender. Als es dann mit der Arbeit immer mehr geworden ist und ich viele freiberufliche Aufträge hatte, bin ich von 2009 bis 2014 ausgestiegen. Ich war also quasi nur in den Anfängen und zehn Jahre später in der Fertigstellung des neuen Albums involviert.
Rechnet man die Pause mit, existiert ihr schon seit nunmehr 25 Jahren. Euer Werdegang ist einer der interessantesten in der elektronischen Musikszene, weil ihr als Evil's Toy mit einen sinistren Electro-
V: Danke für das Kompliment! Ich habe, zusammen mit Thorsten Brenda, mit 18 Jahren Evil's Toy gegründet. Zur Musik bin ich zwei Jahre zuvor gekommen. Wir haben damals versucht, den Musikstil zu kopieren, den wir zu dieser Zeit selber gerne hörten: Skinny Puppy, FLA, Invincible Spirit und natürlich die 80er. Wir hätten niemals damit gerechnet, dass unsere Songs so gut angenommen werden würden. Auf dem ersten Album war bereits der Song "Make up" ein Clubhit. Und zwar weltweit. Das war und ist cool und macht uns noch heute sehr stolz, auch wenn sich die Musik aus heutiger Sicht nicht mehr ganz so cool anhört.
Mit jedem nächsten Album wurdet ihr "zugänglicher", kann man sagen. Spätestens das 2000er Album "Silvertears" nahm schon den Synthie-
V:
Welchen Stellenwert hat Evil's Toy nach so langer Zeit noch bei Euch?
V: Ohne Evil's Toy würde es T.O.Y. nicht geben. Ohne Evil's Toy würde ich wunderbare Menschen wie Thorsten, Oli und Marc nicht kennen.
O: Letztlich war es die lustigste Zeit unseres Lebens. Wir waren jung und naiv und haben viele dumme Dinge getan, aber wir hatten immer viel zu lachen. Es existieren auch noch ein paar wenige Videoaufnahmen aus der Zeit. Oh Mann, wie wir damals zum Teil ausgesehen haben! Smartphones und Digicams gab es damals ja leider (oder zum Glück) noch nicht, um wirklich alles zu dokumentieren.
"Welcome To Space Radio", das erste T.O.Y.-
V: (lacht) Eine tiefere Bedeutung sicher nicht, aber auch nicht einfach nur dumm gereimt. Das Space Radio war für uns beim Text schreiben ein Zukunftsradiosender und Britney war zur Entstehung dieses Songtexts überall in den Radios präsent. Daher musste sie einfach mit ihrer "sexy" Attitude im Text vorkommen.
Nun steht endlich wieder ein neues Album in den Startlöchern. "Pain Is Love" – klingt etwas masochistisch. Wie eng sind Schmerz und Liebe denn tatsächlich und aus Eurer Erfahrung her miteinander verknüpft?
V: Das Album ist ein Konzeptalbum, teils autobiografisch, teils Fiktion. Ich habe persönlich im Laufe der Zeit den Glauben an die einzige wahre Liebe im Leben verloren. Vielleicht ist es anders, ich lasse mich gerne überzeugen. Aber wenn ich sehe, wie oberflächlich unsere Gesellschaft mit dem stärksten Gefühl umgeht, dann ist es oft so, dass Liebe automatisch auch Schmerz mit sich bringt. Spätestens wenn die Liebe weicht. Treue, Liebe, Zusammenhalten in guten wie in schlechten Zeiten – wer kann oder möchte das heute noch? Grundsätzlich jeder! Die Versuchung, es anders zu machen, ist aber so groß, weil die Gesellschaft Vergehen und Grenzüberschreitungen gar nicht mehr als etwas schlimmes wahr nimmt. Genau darum geht es in "Pain is Love".
Dieses Album klingt beim ersten Hören in der Tat wie das Aufzeigen der zwei Seiten der leuchtenden Medaille Liebe. Es ist das klassischste Thema überhaupt für Popsongs. Warum reizt es Euch dennoch immer noch?
V: Wie vorher schon beschrieben, ist Liebe für alle etwas sehr bewegendes. Jeder Mensch sehnt sich nach Geborgenheit und Anerkennung. Wir schreiben, respektive singen gerne über Sonnen-
O: Ich würde nicht sagen, dass es mich reizt, darüber zu schreiben, aber es ist wohl das Thema, mit dem jeder Mensch etwas anfangen kann. Der eine oder andere Song lässt ja durchaus noch Spielraum für eigene Interpretationen des Textes. "Lies To Tell" ist zum Beispiel kein klassischer Liebes-
Wie haben sich die Themenschwerpunkte in Euren Songs im Laufe der Jahre geändert? Welche Sicht gewinnt man auf das Leben mit dem Älterwerden?
O: Na ja, früher war mehr Lametta! (lacht) Persönliche Erfahrungen fließen immer wieder in die Texte ein. Das versteht sich ja fast von selbst. Und je älter man wird, desto mehr Erfahrungen hat man gemacht. Gerade, wenn es um den großen Bereich Liebe und Partnerschaft geht. Viele der alten Texte, vor allem zu Evil’s Toy-
Wie fühlt sich dieses Album für Euch an? Ist es wie ein Neuanfang, quasi ein zweites Debütalbum?
V: Eindeutig ja! Wir haben zwar weltweit noch viele Menschen, die uns kennen, aber irgendwie ist es doch wie ein Neuanfang. Nach 14 Jahren wieder ein Album zu machen bedeutete viel Arbeit. Es wird sich zeigen, ob sich dieses Hin und Her in Bezug auf den 2017-
Tatsächlich knüpfen die Songs, wie man den Snippets auf Eurer Bandseite entnehmen kann, wieder da an, wo "White Lights" aufgehört hat. Zu dieser Zeit wart ihr mehr oder weniger Teil der "schwarzen Szene" (zumindest wurde über Euch vornehmlich in den einschlägig bekannten Gazetten berichtet). Mittlerweile hat diese sich aber sehr stark verändert. Fühlt Ihr Euch ihr noch zugehörig fühlen, oder läuft T.O.Y. eher "außer Konkurrenz"?
V: Wir hören persönlich alle gerne ab und an noch Skinny Puppy oder Front Line Assembly und gehen auch auf Festivals oder besuchen Konzerte. Also sind wir ein Teil der Szene. Ich empfinde sie auch immer als die toleranteste von allen anderen. Zumal mit Sicherheit jeder noch so überzeugte Gruftie Hurts oder Depeche Mode im Schrank hat. Warum also nicht auch T.O.Y.? Was nun dazu kommen wird, sind Menschen, die nicht der schwarzen Szene angehören. Ich glaube eher, dass unsere Musik eine Brücke dazu sein kann. Musik hören ist schliesslich das Recht aller.
Habt ihr während der Funkstelle die Musikszene(n) mitverfolgt? Gibt es Entwicklungen, die ihr als besonders interessant oder vielleicht sogar enttäuschend empfindet?
V: Haben wir. Ich habe von vielen Musikerkollegen schon vor Jahren das Feedback bekommen, dass ich froh darüber sein solle, wieder ein regelmässiges Einkommen zu haben. Nun ja, Geld mit Musik zu verdienen war schon immer schwer. Was heutzutage allerdings dazu kommt, ist Streaming. Neben den ganzen illegalen Downloads, kann man nun für 10-
O: Enttäuschend ist für mich vor allem die Entwicklung der Air-
Was steht für Euch 2017 noch so alles an? Und wie lange müssen wir auf das übernächste Album warten?
V: Unsere Single "The Darkness & The Light" erscheint am 24.02. mit Remixen von Rhys Fulber, Solitary Experiments, Daniel Meyer und Eisfabrik über unseren neuen Labelpartner Nordhausen Schallplatten. Im Frühjahr kommt das Album und dann hängt alles davon ab, wie "Pain Is Love" gefällt. Auch da machen wir keine halben Sachen. Produziert wurde das Album auf höchstem Standard im Sonicstage Recording Studio. Das Mastering übernahm Robin Schmidt, der schon unter anderem für OMD, Placebo der Xavier Naidoo tätig war. Im Moment bin ich voller Tatendrang, möchte weiter Songs schreiben und das nächste Album gleich hinterher schieben. Was letztendlich daraus wird, entscheidet die Zeit. Ich habe es mir abgewöhnt, Gedanken um ungelegte Eier zu machen. Geplant sind nun Konzerte, um das Album live zu präsentieren und T.O.Y. wieder als Band zu etablieren.
Website
www.toy-
FOTOS © CHRIS RUIZ
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