Hauptmenü
"Elektronische Musik Made in France" – unter diesem Titel ließen sich ganze Buchreihen veröffentlichen. Schließlich besitzt unser Nachbarland eine ganz eigene Vorstellung davon, wie Synthesizer und Musikprogramme zu fiepen und surren haben. Es braucht nicht mal mehr den Blick ins Booklet, um sich zu vergewissern: Die französischen Klangtüftler haben über Jahrzehnte lang eine eigene musikalische Sprache entwickelt, um die man sie durchaus beneiden kann.
Was Jean-
Sein drittes Album "Creatures" ist ein wahres Opus Magnum elektronischer Klangvirtuosität: Wild fließende Arpeggis (wie bei "Ouija") wechseln mit Shoegaze-
"Creatures" zeigt überdies deutlich, dass es im Land von Rotwein und Baguette noch deutlich mehr zu entdecken gibt, als den immer wieder gern zitierten French House von Daft Punk.
Eher erinnert "Creatures" an ein synthetisches Pendant zu Yann Tiersens romantischen Melodie-
Dieses Prädikat gilt auch für EZ3kiel, die den Beweis antreten, dass es in Frankreich nicht nur knarzig-
Die Band aus Tours gehört dabei schon zum alten Eisen: Seit 1993 besteht die anfänglich noch im Punk verwurzelte Truppe um Initiator Yann Nguema. "Lux" ist ihr mittlerweile zehntes Album – und was für eins!
Auch hier stehen die Stücke immer auf der Kippe, weil sie überladen klingen. Und doch hält sich alles irgendwie die Waage, was letzten Endes auch die Faszination und Dynamik dieses Albums ausmacht: Das Projekt versteht sich blendend auf einen Mix aus ätherisch-
So dröhnt der Titelsong mit schwer atmendem Schlagwerk und kreischender E-
Trotz dieser unterschiedlichen Stilrichtungen erkennt man die klare Handschrift bei EZ3kiel.
Bei Tanzwut jedoch von einer Bereicherung zu reden, würde bedeuten, die Sachlage stramm zu verkennen.
Nun gut, vielleicht muss da auch mit zweierlei Maß gemessen werden: Ihr neuestes Machwerk "Freitag, der 13." will wohl in erster Linie einfach nur den gemeinen Schwarzkittel unterhalten.
Denn wenn dieser ein bisschen zu tief ins Met-
Das ist der Moment für Tanzwut, das rammsteinige Medieval-
"Freitag der 13." erschien – wen überrascht's – am Freitag, den 13. Februar und beinhaltet – oh Schreck, oh Graus! – 13 Lieder. Schnell mal das Salz über die Schulter geworfen, damit einem nicht allzu viel Übles widerfährt.
Doch Spaß bei Seite: Der gefällige Mix aus harten Gitarrenriffs und Dudelsack besitzt keinerlei Innovation und verharrt im tumb-
Wie bereits Schandmaul oder Subway To Sally, so setzen auch Tanzwut auf veritable Mitgrölnummern ("Brüder Im Geiste", "Vorbei ist Vorbei"). Handwerklich einwandfrei, aber wenig abwechslungsreich: Folk-
Abseits der Neuerscheinungen muss an dieser Stelle leider wieder einem Mann gedacht werden, der die Welt viel zu früh verlassen hat: Steven John Harrington alias Steve Strange.
Als Frontmann der Gruppe Visage erlangte er mit seinem frei interpretierten Pierrot-
Die eigentlichen Meister verbargen sich aber hinter der Nummer: Der Song stammt aus der Feder von Billie Currie, der Text von Midge Ure. Beide sollten kurze Zeit später die zweite, kommerziell erfolgreichere Phase von Ultravox nach dem Weggang von John Foxx einläuten.
Strange war aber nicht nur bloßes Modepüppchen: Mehr noch zog der Mann, getrieben vom Sinn nach einem nach ästhetischen Punkten ausgerichteten Leben, die Fäden im Hintergrund.
Bereits Ende der 70er Jahre veranstaltete er zusammen mit Rusty Egan (der dann auch bei Visage mitmachen sollte) im damals angesagtesten Londoner Club "Blitz" ausschweifende Parties, bei denen Bands wie Duran Duran oder Spandau Ballet ihre ersten Auftritte absolvieren konnten.
Als bunter Türsteher suchte er die Leute aus, die am skurrilsten aussahen, was dem "Blitz" etwas Elitäres verlieh – und die Gäste schließlich als "Blitz-
Selbst David Bowie ließ sich von Steves über-
Wie auch der New Romantic, so war Visage höchst kurzlebig: Nach rund vier Jahren gehörte das Projekt bereits der Popgeschichte an.
Der Paradiesvogel indes setzte sich Mitte der 80er nach Ibiza ab, wo er sich in der aufkeimenden Trance-
E
Auch seine letzten Versuche, Visage zu reanimieren, scheiterten. Die Alben "Hearts And Knives" sowie "Orchestral", ein völlig missglückter Versuch, alte Visage-
Steve Strange starb im Alter von nur 55 Jahren am 12. Februar in einem Krankenhaus im ägyptischen Scharm El-
Schon längere Zeit nicht mehr unter uns weilt Ian Curtis.
Doch der tragische Held der Post-
Curtis' letztes Haus in Mecclesfield besitzt für geneigte Enthusiasten ebenso viel Anziehungskraft, wie für die Kraftwerkianer die Mintorpstraße 16 in Düsseldorf, dem ehemaligen Sitz des Kling-
In Curtis' Bleibe entstanden schließlich nicht nur die Songs: Von Epilepsien geplagt und kurz vor einer Scheidung stehend, setzte er dort seinem Leben ein Ende, indem er sich am 18. Mai 1980 in seiner Küche erhängte.
Dieser für Fans geschichtsträchtige Ort soll nun zu einem Museum umfunktioniert werden – zumindest, wenn es nach dem Wunsch eines glühenden Curtis-
Per Crowdfunding sucht er nun nach Gleichgesinnten, die es ihm ermöglichen, das Haus zu kaufen und zu renovieren. 150.000 Pfund werden benötigt; momentan stehen aber nicht einmal 2.000 Pfund auf der Habenseite. Bis Ende März muss die Summe erreicht werden; andernfalls lässt sich dieses ehrgeizige Projekt nicht realisieren. Wer sich daran beteiligen möchte, kann sich hier informieren.
||TEXT: DANIEL DRESSLER | DATUM: 20.03.15 | KONTAKT | WEITER: MUSIKSPIEGEL 01/2015 >
COVER © INFINÈ/RTD (RONE), ICI D'AILLEURS (EZ3KIEL), AFM/SOULFOOD (TANZWUT).
AKTUELLE REVIEWS AUF UNTER.TON
MARSHEAUX "INHALE"
THEN COMES SILENCE "NYCTOPHILIAN"
MIND.IN.A.BOX "MEMORIES"
EISFABRIK "WHEN WINTER COMES"
SARA NOXX "ENTRE QUATRE YEUXX"
SAMPLER "SOMBRAS: SPANISH POST PUNK + DARK POP 1981-
NOYCE™ "FALL[OUT]"
MARCUS RIETZSCH "SCHON UNSER HEUT EIN GESTERN IST: DER ZAUBER DES VERFALLS"
PAUL ANSTEY/BLOMA "BLOMA"
GOTH-
<< HOME || UNTER.TON AUF FACEBOOK: FAN WERDEN -
Rechtlicher Hinweis: UNTER.TON setzt auf eine klare Schwarz-
© ||UNTER.TON|MAGAZIN FÜR KLANG-